Julia Ruhs
Julia Ruhs in der zweiten Folge von „Klar“ / Screenshot ARD

Zweite Folge von Julia Ruhs’ „Klar“ - Einsamer Lichtblick im ÖRR

Die zweite Folge von Julia Ruhs’ Reportage-Reihe „Klar“ rückt den Frust der Bauern in den Mittelpunkt. Das Format bleibt eine angenehm ausgewogene Ausnahme im ideologischen Dickicht der Öffentlich-Rechtlichen. Doch die Gefahr besteht, dass es zum Feigenblatt verkommt.

Autoreninfo

Felix Huber studiert Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin.

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Der wichtigste Satz der gesamten Folge fällt fast beiläufig, etwa zur Hälfte der Sendezeit: Ruhs sagt, sie habe „mit beiden Seiten gesprochen“. Eine eigentlich banale Aussage – und doch eine Rarität im deutschen Fernsehjournalismus des Jahres 2025. Während sich viele ÖRR-Beiträge wie halbherzige Lehrfilme mit Umerziehungsauftrag oder ideologisch angefütterte Meinungsstücke anfühlen, belebt Ruhs ein fast vergessenes journalistisches Prinzip neu: kritische Wahrheitssuche. Oder, um George Orwell zu paraphrasieren: Journalismus ist das, was jemand nicht veröffentlicht sehen will – alles andere ist PR.

Dass die zweite „Klar“-Folge kein vergleichbares Medienecho wie die erste auslösen wird, liegt am Thema: Es geht nicht um Migration, sondern um Landwirte. Jedes Jahr geben rund 2000 landwirtschaftliche Betriebe auf – ein schleichender Strukturbruch, der medial meist unter dem Radar bleibt. Die Gründe reichen von bürokratischer Überforderung über Preisverfall bis zu einem tiefsitzenden gesellschaftlichen Argwohn gegenüber dem Berufsstand. Ein Stoff, der weniger polarisiert – und dennoch liefert Ruhs erneut einen handwerklich sauberen, unaufgeregten und dicht beobachteten Beitrag.

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Ernst-Günther Konrad | Mo., 16. Juni 2025 - 12:24

Im Focus wird über Julia Ruhs durchaus ähnlich, wie von Ihnen berichtet. Und ja, sie hinterfragt wirklich im Detail und läßt sich weder von der einen noch von der anderen Seite vereinnahmen. Und das gute ist dabei, dass die woken und klimahysterischen Gutmenschen einmal konkret befragt, schnell erkennen lassen, die haben argumentativ nichts, aber gar nichts drauf. Die dreschen Phrasen, die bedienen mit Schlagwörtern ihre irren Gläubigen und sobald man ins Detail geht, sobald man fragt, warum etwas so und wie es bewiesen ist, dann offenbaren die ihre Dunstlosigkeit. Ja, es könnte durchaus sein, das Frau Ruhs im ÖRR ein Feigenblatt darstellen soll, aber mich würde mal interessieren, wie hoch die Einschaltquote ist. Ich habe mal versucht das rauszufinden, aber Zahlen haben ich da nicht gefunden. Ich konnte aber der Leserschaft des Focus gut 95% Zustimmung in den Kommentaren finden. Und wenn ein Böhmermann sich -herablässt-, sich negativ zu äußern, war Julia Ruhs einfach nur gut.

Ingofrank | Mo., 16. Juni 2025 - 15:02

Ich habe kurz nach der Wende über die (West)deutsche Landwirtschaft folgendes sinngemäß gelesen :
Für die Bundesrepublik wäre es rentabler, die Landwirtschaft komplett einzustellen und alle Lebensmittel zu importieren. Es sprechen allerdings zwei Gründe dagegen: 1. die Versorgung der Bevölkerung in Krisen- oder in Kriegszeiten und als 2. viel wichtiger ….. das individuelle Wissen geht verloren.
Fragen sie mal selbst im Lndlichem Bereich in den Schulen nach, wann Kartoffeln gelegt werden oder wann Bohnen gelegt werden oder Möhren zur Aussaat kommen ? Betretenes Schweigen wird Sie erwarten …..
Wer will vom Frühjahr bis Herbst jeden Tag arbeiten ?
Nee, es sterben vorrangig kleine Betriebe, deren Subventionen nicht zum überleben reichen. Die großen Agrabetriebe frühere LPG‘en haben nur auf Grund ihrer hohen Subventionen eine Überlebenschance.
Wer Brauch an der Wurttheke 50 Sorten Aufschnitt & 10 Sorten Schinken? Dauerwurst wie Salami nicht mitgerechnet ……
MfG ad Erfurter Republik