Handy in Schule
Handynutzung in Schule / picture alliance/dpa | Marijan Murat

Debatte um Smartphones in Schulen - Deutschland ist digital naiv

Immer mehr Länder haben ein Smartphone-Verbot in Schulen durchgesetzt. Jetzt wird auch in Deutschland über die Grenzen der Mediennutzung debattiert. Höchste Zeit, wenn einem die Gesundheit von Kindern noch etwas wert ist.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Die Datenlage ist eindeutig: Je länger Kinder und Jugendliche vor Internet und Smartphone sitzen, desto höher das Risiko, schwerwiegende psychische Probleme zu entwickeln. Immer mehr Studien belegen, was in der breiten Gesellschaft längst ein dumpfes Bauchgefühl verursacht hat. So zeigte Ende letzten Jahres bereits eine Umfrage des Instituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur, dass 82 Prozent der Deutschen der Auffassung sind, digitale Medien hätten einen negativen Einfluss auf Heranwachsende. Lediglich neun Prozent waren der Umfrage zufolge der Meinung, dass es keinerlei negativen Auswirkungen hätte, wenn sich Kinder stundenlang auf Plattformen wie TikTok oder Instagram herumtrieben.

Und dass dieses ungute Gefühl eben weit mehr sein könnte, als dumpfes Grummeln oder typisch deutscher Technik-Skepsis, das belegen die Wissenschaften mittlerweile eindeutig: So kam eine Untersuchung des angesehenen Karolinska Instituts im Auftrag der schwedischen Regierung vor gut einem Jahr zu dem Ergebnis, dass digitale Medien Schülern nicht nur zum Nutzen gereichen, sondern, im Gegenteil, negative Auswirkungen auf die Bildungskarriere von Kindern hätten. Sie erhöhten die Ablenkungsgefahr im Unterricht, verringerten das soziale Engagement und wirkten sich später sogar auf die akademische Leistung aus. Die Tidö-Parteien im schwedischen Reichstag zogen aus der Erhebung die Konsequenzen. 2024 beschlossen sie ein Handyverbot an schwedischen Schulen. Frankreich zog kurz darauf nach. Ebenso die Niederlande und Australien. Dänemark, Österreich und Finnland stehen in der Warteschleife.

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Ingofrank | Do., 19. Juni 2025 - 15:42

Bildschirmzeit und das nicht nur bei Jugendlichen sondern auch bei Erwachsenen als schädlich an sondern ehr die Inhalte die „konsumiert“ werden.
Das Netz bietet mannigfaltige Möglichkeiten seinen Bildungshorizont zu erweitern.
Ein bekanntes Text- Programm bietet mannigfaltige Möglichkeiten um nicht nur einen Brieft zu schreiben, Ebenso das Kalkulationsprogramm wo man mathematische Rechnungen selbst anwenden kann. Auch beim Herstellen von Fotobüchern lohnt es sich statt der

Ingofrank | Do., 19. Juni 2025 - 15:51

Lohnt es sich gestalterisch tätig zu sein und tief in die Software einzusteigen.
Aber das können die wenigsten Uhr besser gesagt wollen die wenigsten die Chancen zu nutzen.
Wer natürlich oberflächlich in den sozialen Medien unterwegs ist, um seine eigenen „Befindlichkeiten“ unters Volk bringen muss. Und jeden Quatsch von sich preiszugeben, dem ist nicht zu helfen….,, oder besser gesagt, dies sollte
„eingeschränkt“ mit einer Altersklasse nutzbar sein.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Enkelkinder haben Herr Ingofrank, wenn ja, dann beobachten Sie diese einmal bei der Nutzung dieser „Teufelsgeräte“, sie werden da regelrecht reingezogen, das kindliche Wesen/Hirn ist nicht in der Lage sich gegen das zur Wehr zu setzen was das Internet „bietet“, es ist dem Ganzen hoffnungslos ausgeliefert.

Bei Kindern läßt sich auch nicht an die Vernunft appellieren, denn das, was sie nicht sollen, ist genau das, was interessant ist, sie unternehmen in der Regel alles, um Einschränkungen zu umgehen.

Die einzige Lösung ist Kinder so lange wie es geht von diesem Zeug fernzuhalten, da ist ein generelles Verbot dieser Geräte in Schulen ein wichtiger Schritt, denn gerade der Druck des Freundeskreises ist massiv, was einer hat, das wollen die anderen auch! Das war schon immer so, nur das diese Technologie, im Gegensatz zu den kindlichen Begehrlichkeiten der Vergangenheit, gerade für die Entwicklung von Kindern, extrem gefährlich/schädlich ist.

Jens Böhme | Do., 19. Juni 2025 - 16:17

Civero, bitte führt keine Daumen bei Leserkommentaren ein! Meinungen sind weder schlecht noch gut.

Brand, A. | Fr., 20. Juni 2025 - 13:30

über- aber auch unterschätzt. Die Gefahren die von Smart-Geräten und KI ausgehen, werden mit dem Verweis auf ihren angeblichen Nutzen unterschätzt/schöngeredet. Der Nutzen hingegen wird aus wirtschaftlicher, überwachungs- und steuerungstechnischer Sicht massiv überschätzt.

Kinder <10 brauchen keine Smart-Geräte, ihre Nutzung führt zu haptischen, motorischen, kommunikativen und sozialen Entwicklungsstörungen. Bei älteren Kindern sollte eine Nutzung stark eingeschränkt werden, denn die Geräte bringen abgesehen von der jederzeitigen Erreichbarkeit keine Vorteile, auch und vor allem nicht im Unterricht.

Die Nutzung „sozialer“ Medien sollte für Kindern <18 verboten werden.

Es ist das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, daß Technologie zur massiven Verdummung substantieller Teile der Menschheit führt. Es ist höchste Zeit umzusteuern, weder brauchen Kinder in der Schule Smartphones, andere Smart-Geräte und oder KI noch tragen diese Technologien zu einem gesteigerten Wissen bei!