Iran 1
Vollverschleierte, konservative Frauen in Teheran / picture alliance

Iranische Stimmen, Teil 1 - „Es fühlt sich an, als wären wir das verlassenste Volk der Welt“

Israel und Iran befinden sich seit Tagen im Krieg. Doch wie erleben Iraner diesen Konflikt? In zwei Cicero-Artikeln erzählen je drei Iraner im Iran und im Exil von ihren Ängsten und Hoffnungen, damit ihre Stimmen nicht ungehört bleiben. Dies ist der erste Artikel.

Autoreninfo

Clemens Traub ist Buchautor und Cicero-Volontär. Zuletzt erschien sein Buch „Future for Fridays?“ im Quadriga-Verlag.

So erreichen Sie Clemens Traub:

In der Nacht auf den 13. Juni 2025 hat Israel das Atomprogramm und zahlreiche Militärstützpunkte des Irans angegriffen. Seither befinden sich beide Länder faktisch im Krieg miteinander. Die Frontlinie der hiesigen Debatte verläuft zwischen der Überzeugung, Israel verteidige damit sein Fortbestehen, und dem Vorwurf an den jüdischen Staat, einen völkerrechtswidrigen Angriff auf das Mullah-Regime gestartet zu haben. Doch was denken Iraner über die jüngste Eskalation? Cicero hat sechs Iraner im Iran und im Exil gebeten, ihre Gedanken aufzuschreiben. Dies ist der erste von zwei Artikeln.  

---

„Ich bin wütend auf das Regime und auf die äußeren Feinde, denen unser Leben genauso egal ist“

Vor zwei Wochen war ich noch im Iran. In meiner Stadt, in Teheran. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass sich nur vierzehn Tage später alles so drastisch verändert. Noch vor zwei Wochen bin ich mit meinen Freunden bis zum Morgen durch die Straßen gezogen. Wir haben von oben Fotos von der Stadt gemacht, und die Lichter sahen aus wie Glitzerpulver auf dem dunklen Himmel. Aber jetzt … jetzt sehe ich in all den hunderten Videos statt dieser Lichter nur noch das Aufleuchten von Luftabwehr, Raketen und Feuer.

Als ich vor zwei Wochen aus unserer Wohnungstür trat, hätte ich niemals gedacht, dass es vielleicht das letzte Mal gewesen sein könnte. Immer wieder sehe ich die Wände unseres Zuhauses vor mir, meinen Vater auf dem Sofa, meine Mutter, die auf der anderen Seite ein Nickerchen macht. Es zerreißt mir das Herz – und ich kann nichts tun.

Migration fühlt sich vielleicht nur dann richtig an, wenn man keine Wurzeln mehr in der alten Heimat hat. Aber meine Wurzeln sind dort. Meine Familie, meine Liebsten, mein Elternhaus, meine Kindheit, meine Schule, meine Uni, die Cafés, die Orte, an denen ich zum ersten Mal gelacht, geweint und mich verliebt habe. Dass mein Land von einem unterdrückerischen Regime beherrscht wird, hat mich schon lange tieftraurig gemacht. Aber jetzt kommt ein neuer Schmerz dazu: Bomben, die auf die Köpfe der Menschen fallen. Auf meine Eltern, die einfach nur in Frieden leben wollten.

Ich bin wütend auf das Regime, dem das Leben der eigenen Bevölkerung nie etwas wert war. Und auf die äußeren Feinde, denen unser Leben genauso egal ist. Jeden Tag gehe ich zur Arbeit und muss so tun, als wäre alles normal. Ich darf meinen Schmerz nicht zeigen, darf nichts sagen über das Chaos in meinem Inneren. Ich hasse diese Gleichgültigkeit des Alltags, während meine Familie nicht mal mehr in Sicherheit leben kann. Als Migrantin geht es mir hier nicht gut. Und es gibt keinen Weg zurück. Keinen Weg, bei meiner Familie zu sein.

Es gibt keine Worte, die das Grauen des Krieges wirklich beschreiben könnten. Und doch wissen wir alle, wie schrecklich er ist. Aber was nützt dieses Wissen, wenn wir niemanden außer uns selbst haben? Keine Regierung steht hinter uns, keine äußere Macht. Es fühlt sich an, als wären wir das verlassenste Volk der Welt geworden.

Ich kann es immer noch nicht glauben: Nun haben meine Eltern Teheran verlassen, aus Angst vor dem Krieg. Zwei ältere Menschen, beide pensioniert, deren einziges Kind ausgewandert ist. Sie haben ihr Zuhause aufgegeben, ein Zuhause, für das sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben – nur damit es nicht über ihren Köpfen einstürzt.

Nirvana, Frankfurt am Main, 30 Jahre alt

---

Iran 2
Anti-israelische Kundgebung in Teheran / picture alliance/dpa/AP | Vahid Salemi

„Eine Art iranischer D-Day“

Die jüngsten israelischen Angriffe auf die „Islamische Republik“ markieren für viele Iraner eine historische Zäsur – eine Art iranischer D-Day. Selbst unter jenen, die Krieg prinzipiell ablehnen, ist die Unterscheidung inzwischen klar: Es ist ein Krieg gegen das Regime – nicht gegen das Volk. 

Die Reaktionen auf die Angriffe zeigen ein emotional gespaltenes Land: auf der einen Seite Erleichterung, auf der anderen Seite Angst – und dazwischen das lähmende Gefühl der Ohnmacht. Denn diese Eskalation ereignete sich nur Tage nach der Hinrichtung von Mojahid Korkor, einem jungen politischen Gefangenen, dessen Tod viele als endgültiges moralisches Scheitern des iranischen Justizsystems betrachten. Dass kurz darauf über zwanzig hochrangige militärische und sicherheitspolitische Entscheidungsträger des Regimes gezielt ausgeschaltet wurden, verlieh dem Krieg eine unmittelbare politische Schlagkraft – und in den Augen vieler Iraner sogar Legitimität.

‏Doch dieser Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung offenbart auch einen tiefen inneren Widerspruch. Denn so brutal und menschenverachtend die ausgeschalteten Generäle auch waren, so schwer fällt es einem Teil der iranischen Gesellschaft – insbesondere dem intellektuellen Milieu mit linken Prägungen –, sich geistig und emotional vom nationalistischen Narrativ des Regimes zu lösen. Statt eine demokratische Form eines Patriotismus zu entwickeln, reproduzieren sie unbewusst die gleichen antisemitischen Töne des Regimes.

‏In dieser neuen Realität stellen sich viele Iraner eine zentrale Frage: Wird dieser Krieg wieder einmal an der Oberfläche enden – oder betrifft er tatsächlich das Machtzentrum der Diktatur? Auf meinen sozialen Kanälen begegnet mir häufig ein altes persisches Sprichwort, das diesen inneren Wandel treffend zusammenfasst: „Der Tod kommt einmal, also soll auch das Weinen nur einmal sein.“ Ein Sinnbild für den kollektiven Wunsch, diesen historischen Moment – so schmerzhaft er auch sein mag – als einmalige Gelegenheit zur Befreiung zu begreifen.

Ich selbst stamme aus einer politisch aktiven Familie. Der Umgang mit staatlicher Repression war für uns nie abstrakt – er gehörte zum Alltag. Vielleicht gerade deshalb reagierten viele meiner Angehörigen, die im Bereich der Elektrizitäts- und Energieversorgung tätig sind, in den ersten Kriegstagen eher mit einer Schockstarre als mit Panik. Sie gingen weiterhin zur Arbeit – fast mechanisch, als wollten sie sich einreden, dass alles seinen gewohnten Gang nehmen würde. Doch mit den nächtlichen Gegenschlägen, die in Wellen kamen, wuchs die Unsicherheit.

Die Evakuierungsanordnungen für Teheran trafen ein, als viele Menschen nicht einmal wussten, ob sie ihre Stadt verlassen oder politisch aktiv auf die Straße gehen sollten. Das Regime reagierte wie gewohnt mit Repression: Anti-Aufruhr-Einheiten wurden in den Straßen stationiert, begleitet von einer gezielten Propagandastrategie, die man als „Menschen gegen Menschen“ beschreiben könnte. Statt selbst Verantwortung für die eskalierende Gewalt und den Bau der Atomanlagen zu übernehmen, machte die Führung Jagd auf „innere Verräter“.

Am dritten Kriegstag begannen viele, Teheran zu verlassen. Doch es war ein Exodus voller Verzweiflung: endlose Schlangen an Tankstellen, verstopfte Ausfallstraßen, die Blockade der Route nach Qom nach einem Angriff auf einen Militärkonvoi des Regimes sowie die nur einseitig befahrbare Nordroute – all das erzeugte ein Bild kollektiver Ausweglosigkeit.

Was diese Tage im Iran aber vor allem prägt, ist nicht nur der Ausnahmezustand – sondern ein tiefgreifender Wandel im politischen Bewusstsein. Immer mehr Menschen äußern sich öffentlich zu ihrer Haltung gegenüber dem Krieg. In zahlreichen Städten kursieren nächtliche Videoaufnahmen, in denen von Hausdächern Parolen wie „Tod dem Diktator“ gerufen werden – ein symbolisches Zeichen des Widerstands und ein Aufruf an die Weltgemeinschaft, nicht länger zu schweigen.

Die Iraner sind erschöpft. Und viele fürchten, dass das Zögern einiger europäischer Staaten letztlich in eine unerwünschte Versöhnung mit dem Regime münden könnte – in eine Art Waffenstillstand, der die Machthaber rettet und das Volk einmal mehr seinem Schicksal überlässt.

Jolan, Darmstadt, 42 Jahre alt

---

Iran 3
Ein kleiner Junge mit Panzerfaust / picture alliance / NurPhoto | Morteza Nikoubazi

„Haben Sie sich je dafür geschämt, in Sicherheit zu leben?“

Noch vor zwei Monaten lebte ich im Iran, in der Stadt Isfahan. Als iranische Frau, die der systematischen Unterdrückung durch die Islamische Republik ausgesetzt ist, verabscheue ich dieses Regime und seinen Anführer, Ali Khamenei. Ich habe stets versucht, Widerstand zu leisten – für das Leben, für die Freiheit. Und dennoch verurteile ich Israels Angriff auf Iran mit aller Deutlichkeit.

Israel ist seit fast acht Jahrzehnten in Konflikte im Nahen Osten verwickelt und mitverantwortlich für Völkermord und die brutale Tötung von Zivilisten in Palästina, im Libanon und in Syrien. Dieses Land kann sich nicht als moralisch überlegen gegenüber den Mullahs der Islamischen Republik präsentieren. Tatsächlich stehen wir vor der Wahl zwischen „schlecht“ und „schlimmer“. Unrecht bleibt Unrecht – unabhängig davon, aus welcher Richtung es kommt, ob es das Gesicht der Islamischen Republik trägt oder das der israelischen Regierung.

Selbst wenn Israel behauptet, nur gegen das Regime und nicht gegen die Bevölkerung Irans zu kämpfen, selbst wenn es verspricht, den Iranern „Freiheit“ zu bringen – es ist eine Lüge. Schon in den vergangenen Tagen sind bei israelischen Angriffen Zivilisten ums Leben gekommen. Freiheit steht im Widerspruch zu Krieg. Sie lässt sich nicht durch das Töten von Kindern, Frauen und Männern erzwingen, nicht durch Angst und Schrecken. Dieser Krieg wird keine Freiheit bringen. Im Gegenteil: Er schwächt die sozialen und politischen Bewegungen innerhalb Irans – jene Bewegungen, die unsere einzige Hoffnung auf Veränderung sind.

Gleichzeitig ruft die Familie Pahlavi, allen voran Reza Pahlavi, weiterhin zur Unterstützung der israelischen Angriffe auf und fordert das iranische Volk auf, gegen das Regime zu protestieren – in der Hoffnung auf eine Rückkehr zur Monarchie. Doch die Pahlavis haben weder ein echtes Verständnis für die derzeitige Lage der Menschen im Iran, noch für die Gefahren und das Leid, das sie ertragen müssen. Es ist beschämend, dass sie Angriffe auf ein Land unterstützen, dessen Schicksal ihnen angeblich am Herzen liegt. Wie sollten wir jemandem vertrauen, der Gewalt und Blutvergießen legitimiert?

In den vergangenen Tagen, fern meiner Heimat, bin ich in ständiger Sorge um meine Familie, meine Freunde, um all die Menschen, die ich kenne – und auch um jene, die ich nicht kenne. Ich telefoniere mehrmals täglich mit meinen Liebsten, nur um sicherzugehen, dass sie noch in Sicherheit sind. Jeder Moment vergeht in der Angst, jemanden zu verlieren. Haben Sie sich je als Mensch dafür geschämt, in Sicherheit zu leben? Ich habe es. Ich schäme mich, an einem Ort zu sein, an dem mein Leben nicht bedroht ist, während das Leben von Menschen in meinem Land durch israelische Angriffe in Gefahr ist. Diese Scham und diese Angst begleiten mich ununterbrochen.

Yasaman, Armenien, 23 Jahre alt

Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns über eine konstruktive Debatte. Bitte achten Sie auf eine sachliche Diskussion. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare mit unsachlichen Inhalten zu löschen. Kommentare, die Links zu externen Webseiten enthalten, veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Um die Freischaltung kümmert sich die Onlineredaktion von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr. Wir bitten um Geduld, sollte die Freischaltung etwas dauern. Am Wochenende werden Forumsbeiträge nur eingeschränkt veröffentlicht. Nach zwei Tagen wird die Debatte geschlossen. Wir danken für Ihr Verständnis.

Thomas Veit | Mi., 18. Juni 2025 - 18:51

Schilderungen problemlos entnehmen kann.

Klugschisserische Kommentare aus westlich-überheblicher Sicht - und zwar so-wie-so... - sind billig gegen das Leid der Betroffenen auf allen Seiten.

Krieg ist abzulehnen, und zwar grundsätzlich!

Stefan | Mi., 18. Juni 2025 - 19:23

So ist es.
Und nicht nur im Iran.
Die ganze Welt ist aktuell in Krieg, Aufrüstung und Wandel somit stellt sich die Frage, wie genau darauf adäquat reagieren.
Auch für Deutschland wird es keine politische Hängematte mehr geben.
Die Frage Nr.2 ist deswegen: "Weiß das Friedrich Merz schon?"
Es wird wohl auch für die deutsche Bevölkerung heißen, der Spaß ist vorbei.
Das Mädchen mit den Zündhölzern geht nämlich wieder um.
Hier heißt es für mich primär, ein Mensch unter Menschen zu bleiben und das Richtige vom Falschen zu unterscheiden.
Und vor allem heißt es:
NICHT AUF BIEGEN UND BRECHEN ZU DEN "GUTEN" GEHÖREN ZU WOLLEN.
Den Massenmedien hinterherlaufen ist genau das was zu jeglicher politischer Kontroverse führt.
Der einstige Erfolg des Ayatollah im Iran liegt vor allem in der Verbreitung seiner Thesen durch, und mit Hilfe der französischen Medien.
Es ist wie im Ukraine Konflikt, oft will man bloß die Oberfläche sehen.
Die Ursache bleibt des meistens im Verborgenen - unsichtbar.

problemlos folgen wollen..., nur die Oberfläche der Konflikte wird vermittelt, in ALLEN Medien übrigens.

Die wahre Analyse ist 'politisch unpraktikabel'... ..., und zu grundsätzlich.

Und wie Joschka Fischer schon vor längerem in einem Interview auf die Frage ob er mit einem 3. Weltkrieg rechne antwortete: " Was wollen Sie? Der dritte Weltkrieg läuft doch längst..." [Das war in der Zeit des Beginns des zweiten Irak-Krieges...]

Recht hat er... 🤔

Wie man an der „Berichterstattung“ zum Ukrainekrieg erkennt, ist dieser elementare Grundsatz leider das Erste, was dank Propaganda verlorengeht. Der Gegner wird entmenschlicht, die „Wahrheit“ wird so weit zurechtgestutzt, daß sie die eigene Sache als die einzig richtige darstellt und einem entmenschlichten Gegner muß man keine menschliche Behandlung zukommen lassen!

Was mich an der Sache so erschreckt, ist die Tatsache, daß es seit Beginn der Menschheit noch nie eine Zeit gab, in der Information so frei verfügbar waren wie jetzt, hier vor allem bezogen auf den Westen. Wie kann es da sein, daß es der Propaganda immer noch so spielend leicht gelingt Massen zu mobilisieren?

Das ist ein Armutszeugnis für die Menschheit!

„In wartime, truth is so precious that she should always be attended by a bodyguard of lies.”
Winston Churchill

so spielend leicht gelingt Massen zu mobilisieren?"

Es muss richtig heiße: '...die Massen auf Linie zu halten und ruhig zu stellen?' - aber ich denke Sie meinen genau das...?

1. Das liegt am Verdrängungseffekt, welcher dem Menschen innewohnt: was weiter weg ist und nicht direkt vor meiner Haustür statt findet wird mehr oder weniger 'nicht als mein Problem' betrachtet.

2. Die moderne Propaganda ist äußerst defizil und relativ schwer zu durchschauen, wer sich z.B. zu einseitig informiert bzw. nur kann.

3. Eine große Menge an (gefilterten!) Informationen bedingt nicht automatische einen höheren Erkenntnisstand, wenn einfach die Zeit im Alltag fehlt sich etwas tiefer mit den Problematiken zu beschäftigen und sich im Wortsinn 'eine eigene Meinung zu bilden' - der Job frisst viele auf...
[Ich kenne einige, die 'gar nichts mehr hören wollen'... - Verweigerung!]

4. Die Macht über die MEDIEN ermögl. es gerade im digitalen Zeitalter selbige zu manipulieren - z.B. durch Weglassen oder 'Aufpoppen'

dennoch bleibt festzustellen, daß die Bereitschaft der Masse dazu sich manipulieren zu lassen, obwohl es an Informationen von beiden Seiten nicht mangelt, ein Armutszeugnis für die Menschheit ist.

Es gibt keinen „guten“ Krieg, Krieg ist immer die schlechteste Lösung, Diplomatie immer die bessere, wenn auch leider nicht immer umsetzbar. Natürlich ist es naiv zu glauben es könne eine Welt ohne Krieg geben, das wird vermutlich nie der Fall sein. Wer angegriffen wird, hat das Recht sich zu verteidigen, das ist aber nie positiv, sondern immer mit Tot und Verwüstung verbunden. Das Ziel sollte immer ein schneller Frieden sein. Wer an den „guten“/“gerechten“ Krieg glaubt, ist unreif und oder dumm!

Wer die Zeit/Lust nicht hat, sich zu einem Thema umfassend zu informieren, der sollte sich zu diesem Thema keine Meinung erlauben.

Ziel der Propaganda war es immer schon nicht als solche wahrgenommen zu werden, würde man Propaganda als solche erkennen, so würde sie nicht wirken.

christoph ernst | Mi., 18. Juni 2025 - 20:27

Besonders der letzte Beitrag. Vielleicht zum Abgleich mal ein paar Stimmen aus Israel. Neun Millionen Israelis greifen bestimmt nicht aus Spaß ein circa 80mal so großes Land mit 90 Millionen Einwohnern an. Iran führt seit 46 Jahren Krieg gegen Israel...

'die Israelis' geschlossen hinter Nethanjahu's Politik stehen? Da sind Sie nicht umfassend informiert, muss man leider sagen. Das Land ist politisch tief gespalten, spätestens seit der Ermordung Jitzchak Rabin's 1995. Nur schweißt die äußere Bedrohung halt auch zusammen..., und Krieg bringt idR auch die Opposition zum Schweigen... (siehe auch UA, und zwar sowohl-als-auch, oder glauben Sie ernsthaft, dass alle 144,5 Millionen Russen die Ukraine überfallen woll(t)en...??).

wirkliche Bedrohung für Israel seitens des Iran, das ist eine Propagandalüge so wie die angebliche Gefahr für Deutschland/Europa durch den Russen.

Der Iran weiß genau was ihm droht, wenn er sich im größeren Stil mit Israel anlegen sollte. Nicht nur hat Israel Atomwaffen die es nutzen würde, auch die „Schutzmacht“ VSA würden es nie zulassen, daß Israel gefährdet wird. Seit vielen Jahren reagiert der Iran äußerst besonnen auf Aggressionen Israels.

Netanjahu hat diesen Konflikt vom Zaun gebrochen, um vom israelischen Vorgehen in Gaza abzulenken. Er wollte den Iran schon vor Jahren angreifen, jetzt war der Moment aus mehrfacher Sicht günstig. Siehe auch NYT 04.09.19 “The Secret History of the Push to Strike Iran” https://www.nytimes.com/2019/09/04/magazine/iran-strike-israel-america…

Ich hoffe sehr, daß es Netanjahu nicht gelingt den Konflikt weiter eskalieren zu lassen, denn das wäre mit massiven Auswirkungen auf Europa verbunden.

naumanna | Mi., 18. Juni 2025 - 20:51

Ich kann nur sagen, dass ich mich so sehr freuen würde, wenn der Iran endlich sein todbringendes Regime los wird. Persien ist ein wundervolles Land gewesen, mit einer blühenden Kultur. Ein freies Volk. Natürlich ist Krieg furchtbar - aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende ...
Zarathustra - eine völlig andere Religion - aus meiner Sicht darf die Weltgemeinschaft kein Appeasement mit den Islamisten im Iran machen. Davor haben die Menschen auch Angst. Sie erheben sich vielleicht gegen die Islamisten, dann knickt der Westen wieder ein - und die tapferen Menschen werden hingerichtet. Insofern ziehe ich den Hut vor Israel und kann unserem Kanzler MERZ nur beipflichten ...

Thomas Veit | Do., 19. Juni 2025 - 11:38

Antwort auf von naumanna

vielleicht gegen die Islamisten, dann knickt der Westen wieder ein..."

Ja WARUM wohl? Weil 'der Westen' - allen voran der noch-Hegemon - an den MENSCHEN überhaupt nicht interessiert ist..., wie er regelmäßig vorzugeben schien... ... (seit Trump ja eher nicht mehr so direkt...)

Insofern ist Trump wenigstens ehrlich(er)... ..., als seine Vorgänger alle zusammen.

DAS TRIFFT NATÜRLICH ZU 100% AUCH AUF ISRAEL ZU, vor welchem Sie 'den Hut ziehen'... 🤔

PS: eine (islamistische) Diktatur könne auf die Dauer die betroffenen Menschen idR nur selbst beseitigen, insb. wegen der religiösen Komponente. 'Von Aussen' geht da idR nicht allzu viel (Bsp. Afghanistan, Syrien, Irak u.a.), was nicht heißt dass gar nichts von aussen möglich ist..., allerdings kaum durch Bombardements größerer Teile der zu Befreienden... ..., mMn, und dann >> "Tschüss! Mission accomplished!"... - 'Ami-Style' sozusagen.

Brand, A. | Do., 19. Juni 2025 - 12:18

Antwort auf von naumanna

eindrucksvoll an Afghanistan, dem Irak, Libyen, Syrien etc.

Wo ich Ihnen zustimme, ist das es mehr als wünschenswert wäre, wenn das u.a. von den Grünen wie Trittin, Cohn-Bendit & Co. bejubelte islamistische Verbrecherregime im Iran ein baldiges Ende finden würde. Ich glaube nur nicht, daß das Netanjahus Ziel ist, ihm geht es in erster Linie um Ablenkung von Gaza. Auch glaube ich nicht, daß es durch Krieg zu erreichen ist, der Krieg hinterläßt ein Vakuum das wieder durch irgendwelche islamistischen Extremisten gefüllt wird.

Ich bin zudem der festen Überzeugung, daß ein Krieg mit dem Iran nur mittels Atomwaffen zu „gewinnen“ wäre. Deren Einsatz brächte jedoch massive Zerstörung und die damit verbundenen Flüchtlingsströme (nach Europa/Deutschland). Netanjahu betreibt ein extrem gefährliches Spiel, die Wahrscheinlichkeit, daß der Schuß nach hinten losgehen wird, liegt bei nahezu 100%!

Konstantin Richter | Do., 19. Juni 2025 - 08:09

Exilanten haben meiner Meinung nach das Recht verwirkt, sich in die Belange ihres Heimatlandes einzumischen. Das ist wohlfeiles Gerede. Alle anderen haben das Recht, sich ihren Staat nach ihren Wünschen zu gestalten. Dabei sollte man aber nicht nur jammern, sondern es anpacken und bereit sein auch zu kämpfen. Leider liegt über der Menschheit nunmal immer der Antagonismus zwischen den Wölfen und den Schafen. Eine echter diplomatischer, demokratischer Interessenausgleich ist bedauerlicherweise eher die Seltenheit. Des Weiteren ist die Israel-Restzeituhr in Teheran wohl doch keine so gute Idee. Hätte sie Borat anstelle der Mullahs aufgestellt wären wohl keine Kampfjets aufgestiegen. Wo waren die massiven Proteste der Iraner (oder im Westen) gegen diese Uhr? Wenn ich jemanden bis aufs Blut reize, darf ich mich nicht wundern, daß derjenige irgendwann mal zuschlägt.

Thomas Veit | Do., 19. Juni 2025 - 12:03

Antwort auf von Konstantin Richter

sich in die Belange ihres Heimatlandes einzumischen."

Sorry Herr Richter, was ist das denn...??

Exilanten sind die Personengruppe die am besten von aussen einen Regime-Change befördern können (wenn sie nicht selbst Extremisten sind..., aber das gibt es ja bei uns zum Glück nicht...🤔).

Und im Ürigen sprechen Sie mit "...das Recht verwirkt, sich in die Belange ihres Heimatlandes einzumischen." diesen Menschen das Recht zur freien Meinungsäußerung ab...!? Ist das Ihr Ernst?

Das ist schon 'harter Tobak' - mMn.

Nutzen Sie als Cicero Plus Abonnent gerne unsere Kommentarfunktion.

Sie haben noch keinen Cicero Plus Account? Registrieren Sie sich hier.