
- Diagnosen für Deutschland: Eine bürgerliche Reformagenda
Wohlstand schwindet, Vertrauen bröckelt, Innovation stockt: Die Denkfabrik R21 hat eine bürgerliche Reformagenda formuliert, die zeigt, warum wir mehr Eigenverantwortung und weniger Ideologie brauchen. Cicero veröffentlicht die „Diagnosen für Deutschland“ in Gänze.
Ein Gespenst geht um in Europa: Das Gespenst des Verlustes von Wohlstand und Sicherheit. Das Gespenst des Abstiegs. Die neue deutsche Regierung hat mit ihrem Sofortprogramm vom 28. Mai 2025 Maßnahmen zur „umfassenden Erneuerung unseres Landes“ beschlossen. Darunter ist vieles Richtige, das hoffentlich positive Effekte erzeugt. Die Probleme aber reichen tiefer. Nachhaltige Therapien setzen grundlegende Diagnosen voraus.
I. Die Krise des Modells Deutschland
Das „Modell Deutschland“, das sich jahrzehntelang durch wirtschaftliche Leistungskraft, sozialen Frieden und innere Reformfähigkeit auszeichnete, ist in der Krise. Der Staat erfüllt seine Aufgaben unzureichend, nicht nur in Migrationsfragen. Die Unpünktlichkeit der Bahn offenbart die mangelnde Funktionsfähigkeit öffentlicher Infrastrukturen. Die Energiewende droht Deutschland in die Deindustrialisierung zu führen. Sie gefährdet den Wohlstand des Landes ebenso wie ein von China, Russland und den USA abhängiges Geschäftsmodell, das nicht mehr trägt.
Zugleich sind der deutschen Gesellschaft Aufstiegs- und Innovationsdynamik abhandengekommen. Individuelle Leistungskraft und Eigenverantwortung sind von einer Kultur der Verletzlichkeit in einer „vulnerablen Gesellschaft“ verdrängt worden. Entsprechend haben Sicherheitsorientierung und Risikoaversion zugenommen, für die dem Staat immer weiter reichende Kompetenzen übertragen werden. Risikoabwehr und Nachteilsausgleich gehen vor Freiheit und optimistischer Zukunftsgestaltung.
II. Innovation und Investition
Künstliche Intelligenz treibt eine technologische Revolution an, die mit der höchsten Innovationsgeschwindigkeit aller Zeiten abläuft und einen unabsehbaren Energiebedarf mit sich bringt. Statt die Chancen dieser Zukunft zu begrüßen, setzt Europa jedoch vor allem auf die Abwehr der damit verbundenen Risiken, auch wenn sie oftmals minimal oder theoretischer Natur sind. Übermäßige Präventionspflichten ersticken Innovationschancen und Investitionsbereitschaft.
Was Deutschland braucht, um hinreichend innovativ zu werden, ist ...
- ... erstens Talentmanagement: eine langfristig angelegte Willkommenskultur für gewünschte Fachkräfte, die Einwanderung klar von Asylmigration trennt;
- ... zweitens Zugang zu preiswerter Energie, um KI- und Daten-Zentren, CHIPS und andere Hightech-Industrien zu ermöglichen und um zu verhindern, dass klassische energieintensive Industrien das Land verlassen;
- ... drittens ein zeitgemäßerer Umgang mit Daten, wozu insbesondere eine umfassende Revision der europäischen Regeln für den Datenschutz zählt, weil diese die Datenverarbeitung erschweren, statt gezielt den Missbrauch zu sanktionieren;
- ... viertens neue Priorisierungen bei den Staatsausgaben: einen Mindestanteil am Haushalt für Investitionen in öffentliche Infrastruktur, Investitionen in KI-Forschung sowie eine Flexibilisierung der Arbeitsmärkte;
- ... sowie fünftens ist eine umfassende Deregulierung erforderlich, die mehr ist als ein leeres Versprechen. Statt das amerikanische Großexperiment DOGE, das in der praktizierten Form tatsächlich kein Vorbild ist, mit Herablassung abzutun, sollte Deutschland seine staatlichen Strukturen grundlegend überprüfen und reformieren. Deutschland braucht einen regulierungspolitischen Paradigmenwechsel weg von der Mikrosteuerung von Wirtschaft und Gesellschaft, hin zu den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft, der Datenverkehrs- und der Informationsfreiheit, der Dienstleistungsfreiheit und der Verbraucherautonomie.
III. Die Wende der Energiewende
Eine Energiepolitik, die allein aus der Perspektive des Klimaschutzes und mit dem Ziel nationaler Klimaneutralität betrieben wird, ist global ineffizient, gefährdet nationalen Wohlstand und steht im Widerspruch zu den Anforderungen der technologischen Revolution. Der Ausstieg aus der Kernenergie hat Deutschland auf fossile Brennstoffe verwiesen, während ausufernde Umweltauflagen sich zu Lasten von Infrastruktur und Innovationen auswirken. Die Trias „alles elektrisch – alles aus Erneuerbaren – keine Kernenergie“ funktioniert nicht.
Eine zukunftsfähige Klima- und Energiepolitik muss sich von der versorgungsunsicheren Deckung künftigen Energiebedarfs allein aus erneuerbaren Ressourcen, vom unverhältnismäßig kostenintensiven Ziel nationaler Klimaneutralität und von illusorischen Klimaschutzzielen verabschieden. Sie folgt stattdessen dem Dreiklang „Mobilisierung von Ressourcen – Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit – globale Reduzierung von Emissionen“.
Ihre Technologieoffenheit schließt den konsequenten Wiedereinstieg in die friedliche Nutzung der Kernenergie ein. Sie akzeptiert, dass Öl und Gas weiterhin einen Teil des Energiemixes ausmachen werden, und sie setzt dazu auf die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von Kohlendioxid (CCS/U). Unter Verzicht auf nationale Alleingänge und unter Anerkennung des Gedankens, dass deutscher Klimaschutz nicht notwendig über deutschem Boden stattfinden muss, zielt sie auf ein effektives globales System des Emissionshandels, um der Erderwärmung auf ökonomisch tragfähige und klimapolitisch effektive Weise zu begegnen.
IV. Wirtschaft und Soziales; Bildung und Generationengerechtigkeit
Deutschland muss sowohl seine Energie- als auch seine Arbeitsproduktivität deutlich erhöhen. Im Jahr 2025 schaut Deutschland auf fünf Jahre faktisch ohne Wachstum zurück. Das deutsche Geschäftsmodell befindet sich in einer Sackgasse, sowohl im Hinblick auf seine Außenhandelsorientierung als auch auf interne Strukturbedingungen wie Energiepreise, Arbeitskosten und Überregulierung.
Zwingend notwendig sind daher Strukturreformen zur Steigerung des Produktionspotenzials. Prioritäre Ziele müssen sein, die Attraktivität für Investitionen zu erhöhen, Energiekosten zu reduzieren, Unternehmenssteuern zu senken, planwirtschaftliche Regulierungen abzubauen – und eine Reform des Bildungssystems, um die Ausbildung qualifizierter Arbeitskräfte als Stütze des deutschen Modells zu revitalisieren.
Zugleich muss Bildung für das Zeitalter künstlicher Intelligenz neu gedacht werden. Erforderlich sind neue Strategien des Erwerbs und der Strukturierung, der Aneignung und der Nutzung von Wissen. Deutschland braucht einen neuen Ideenwettbewerb für ganzheitliche zukunftsfähige Bildung, der den Reformen Wilhelm von Humboldts oder den bundesdeutschen Bildungsreformen der 1960er Jahre nicht nachsteht.
Auch die sozialen Sicherungssysteme, vor allem für Rente und Pflege, stehen vor grundlegenden Herausforderungen. Die langfristige Finanzierbarkeit der Rentenversicherung verlangt die kurzfristige Wiedereinführung des Nachhaltigkeitsfaktors und eine konsequente Dynamisierung des Rentenzugangsalters gemäß der Entwicklung der Lebenserwartung. In der Pflegeversicherung ist die Schließung der Finanzierungslücke noch durch Kapitaldeckung, Selbstbehalte sowie die Konzentration auf subsidiäre statt pauschale Unterstützung möglich. Generell kann nur die Orientierung hin zu mehr Eigenverantwortung den ständigen Anstieg der Lohnnebenkosten stoppen, der das deutsche Wirtschaftsmodell gefährdet.
Über all diese notwendigen Maßnahmen hinaus muss angesichts der strukturellen Überforderung des Generationenvertrags durch den Geburtenrückgang auch Generationengerechtigkeit überdacht werden. Um eine einseitige Benachteiligung Jüngerer durch zugunsten der Älteren zu verhindern, sollte eine zukunftsfähige Sozialpolitik vor allem Jüngere und Familien mit Kindern und Enkeln adressieren.
V. Migration
Seit 2015 sind weit über 15 Millionen Menschen nach Deutschland zugezogen. Dabei wird in der öffentlichen Debatte kaum zwischen Flucht- und Asylmigration einerseits und regulärer Einwanderung andererseits unterschieden, obwohl beide ganz unterschiedlichen Logiken folgen. Über ein Jahrzehnt hinweg hat auf dem Wege der Fluchtmigration Einwanderung nach Deutschland stattgefunden, die das Land überfordert, das Asylrecht verzerrt, das Vertrauen in den Staat untergräbt und die Gesellschaft polarisiert. Ein grundlegender Wandel der Migrationspolitik ist daher überlebenswichtig für die Demokratie.
Angesichts der Unübersichtlichkeit und der gegenseitigen Blockade von nationalem Asylrecht, europäischem Sekundärrecht sowie der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte verlangt eine geregelte Migrationspolitik den Willen zur Durchsetzung ordnungsgemäßer und begrenzender Abläufe, gegebenenfalls nach entsprechenden Änderungen von Verordnungen, Richtlinien und Verträgen: temporäre Grenzkontrollen, Zurückweisungen an den europäischen Binnengrenzen, mehr Rückführungen und Rücknahmeabkommen mit Herkunftsstaaten und weiteren sicheren Drittstaaten, einen konsequenten Schutz der EU-Außengrenzen sowie Abkommen mit Drittstaaten zur Bekämpfung von Schleusernetzwerken sind dabei zentral. Zudem bedarf es der klaren konzeptionellen und kommunikativen Trennung von Asylmigration und Einwanderung, die eine Willkommenskultur für gewünschte Fachkräfte einschließt.
VI. Integration
Grundlage einer gelingenden Integration von Ausländern in Deutschland ist nicht eine postkoloniale Gesellschaftspolitik der Vulnerabilität, die gesellschaftliche Integration zur Bringschuld einer angeblich strukturell diskriminierenden Mehrheitsgesellschaft erklärt. Der freiheitliche und säkulare Verfassungsstaat geht vielmehr von der bürgerlichen Idee der offenen Gesellschaft aus, die für faire Chancen sorgt, auf deren Grundlage individuelle Eigenverantwortung greift.
Zugleich bedarf die offene Gesellschaft verbindender und verbindlicher politisch-kultureller Grundlagen. Sie liegen jenseits dessen, was durch Recht und Gesetz oder durch den Staat verordnet werden kann, im Bereich der gesellschaftlichen Selbstverständigung, und sie bedürfen eines gesamtgesellschaftlichen Grundkonsenses. Eine solche Leitkultur der offenen Gesellschaft umfasst Umgangsformen wie Höflichkeit und gegenseitigen Respekt, die Verpflichtung auf Faktentreue, Kompromissbereitschaft statt Absolutheitsansprüche, die Anerkennung der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen, von Freiheit, Selbstbestimmung und Individualität sowie Leistungsbereitschaft und Selbstverantwortung.
Gelingende Integration erfordert das Selbstbild einer Gesellschaft, die sich nicht als leidende Gemeinschaft der Vulnerablen versteht, sondern als optimistische, zukunftsoffene Gesellschaft mit Chancen für alle. Ronald Reagan sprach von der Stadt der emsigen und kreativen Bürger unterschiedlicher Art und Herkunft, deren Tore allen offenstehen, die mit dem Willen und dem Herzen dabei sein wollen. Nur ein solches positives Bild des eigenen Landes kann alle Bürger integrieren. Zugleich unterscheidet es die offene Gesellschaft mit klaren Grundlagen von identitätspolitischen Vorstellungen von links ebenso wie von identitären Vorstellungen von rechts.
VII. Demokratie und Öffentlichkeit
Demokratie lebt davon, dass niemand Anspruch auf absolute normative Wahrheiten erhebt, sondern dass – idealerweise nach einer rationalen Debatte – die Mehrheit entscheidet. Vulnerabilitätsdiskurse haben stattdessen eine Moralisierung in die öffentliche Debatte getragen, die den Anspruch erhebt, über die Grenzen des Sagbaren zu bestimmen, und zum Ausschluss von Argumenten, Themen und Sprechern geführt hat.
Zudem hat der zutreffende Befund, dass absichtlich falsche Informationen verbreitet werden und Debatten vor allem in den sozialen Medien verrohen, zu problematischen Ausweitungen staatlicher Eingriffe geführt. Die Begriffe „Desinformation“, „Hass und Hetze“ und „fake news“ sind dabei selbst zu Kampfbegriffen im politischen Diskurs geworden.
Den Strafrahmen für Äußerungsdelikte zu verschärfen, bestehende Tatbestände zu erweitern und neue zu schaffen, die bislang als Bagatellen gegolten hätten, staatlich subventionierte Meldestellen einzurichten und Meinungsäußerungen unterhalb der Strafbarkeitsschwelle zu inkriminieren – all dies hat Einschüchterungspotenziale gegenüber Einzelnen aufgebaut und schränkt im Ergebnis öffentliche Meinungsfreiheit ein. „Robuste Zivilität“ (Timothy Garton Ash) verlangt stattdessen ...
- ... erstens diskursive Resilienz, die kontroversen Meinungsaustausch und demokratische Öffentlichkeit als Zumutung akzeptiert;
- ... zweitens eine Toleranz, die ihren Namen nur dann verdient, wenn sie auch und gerade das toleriert, was man eigentlich ablehnt;
- ... drittens besondere staatliche Zurückhaltung und kritische Prüfung bestehender strafrechtlicher Vorschriften bei Äußerungsdelikten;
- ... viertens, dass gegenüber Falschbehauptungen vor allem Wachsamkeit und ein quellenkritischer Blick helfen, die trainiert werden müssen und Bestandteil einer zeitgemäßen Bildung sind;
- ... sowie fünftens, dass es grundsätzlich erforderlich ist, nicht anonym, sondern erkennbar mit Namen und Gesicht zu sprechen.
VIII. Internationale Politik: Drei Optionen für Europa
Die disruptive und aus europäischer Perspektive oft kaum nachvollziehbare Politik der Regierung Trump verweist Europa mit aller Deutlichkeit auf die jahrzehntelang vernachlässigte Anforderung eigener Handlungs- und Verteidigungsfähigkeit. Vor allem Deutschland hat im frühen 21. Jahrhundert mit einer innenpolitisch getriebenen, reaktiven und nicht strategisch orientierten Außen- und Sicherheitspolitik seine Energieversorgung nach Russland, sein Wirtschaftswachstum nach China und seine Sicherheit in die USA ausgelagert.
Die Europäische Union zeichnet sich seit den neunziger Jahren durch eine Verbindung von Überambition und Unterperformanz aus und hat es nicht vermocht, sich als Ordnungsmacht gegenüber militärischen Konflikten in Europa zu etablieren, weil der politische Wille ihrer Mitgliedstaaten dazu fehlt. Die USA hingegen bleiben – trotz aller nie eingetretener Prognosen ihres Niedergangs – mit ihren geographischen, demographischen, ökonomischen, technologischen und militärischen Ressourcen die globale Vormacht. Die unvorhersehbare Politik der Regierung Trump, die in China ihren Hauptkonkurrenten sieht, stellt Europa vor die Entscheidung, aus drei Optionen zu wählen:
(1) Westpolitik bedeutet, die entgegen mancher Behauptung noch nicht zerstörte transatlantische Brücke zu pflegen. Europa kann durch den Aufbau glaubwürdiger militärischer Kapazitäten innerhalb der Nato zeigen, dass es seine Sicherheit ernst nimmt. Zugleich kann es den USA entgegenkommen, indem es auf eine Angleichung der Zölle und eine Freihandelszone im Atlantik hinarbeitet und sich in der Politik gegenüber einem handels- und außenpolitisch expansiven China mit Washington koordiniert. Und gemeinsam tritt man diktatorischen und antisemitischen Tendenzen in Organisationen der internationalen Zusammenarbeit entschlossen entgegen.
(2) Europäische Autarkie würde bedeuten, dass ein weltpolitisch isoliertes Europa einstweilen ohne ein zureichendes nukleares Arsenal als wirksame Abschreckung gegen Russland auskommen müsste. Während die Nato damit faktisch zerbrochen wäre, bleibt ungewiss, ob die gesamteuropäische Solidarität ausreichen würde, um alle Grenzen der Union zu verteidigen. Zugleich würde Abschottung zu einem dramatischen Verlust von Arbeitsplätzen und Wohlstand führen.
(3) Ostpolitik unter Abschied von den USA würde Europa faktisch zwei imperialistischen Mächten unterwerfen. Die Konsequenz wäre die Erosion westlicher Werte, das Vordringen der ethischen Standards russischer Kleptokratie und die weitere Unterminierung der deutschen industriellen Kapazität durch China.
Trotz beunruhigender Signale aus Washington bleibt die westpolitische Option die beste für Deutschland und Europa. Sie muss mit massiven Investitionen in europäische Verteidigungs- und Handlungsfähigkeit sowie mit einer aktiven Freihandelspolitik in Richtung der aufstrebenden Märkte in anderen Erdteilen verbunden werden. Dabei verlangt sie realistische Lageeinschätzungen und strategisches Denken, kritische transatlantische Loyalität und nicht zuletzt: politische Führung aus Deutschland.
IX. Illiberaler Zeitgeist und bürgerliche Diskurshoheit
Unter wesentlicher Beteiligung von westlichen Universitäten hat sich ein zunehmend illiberaler Zeitgeist in Medien, Unternehmen, Kultur und Politik verbreitet. Vordergründig wird mehr Sensibilität für Diversität und den Schutz marginalisierter Gruppen gefordert. Tatsächlich geht es um eine radikale Weltsicht, die Grundüberzeugungen der westlichen Demokratie und der bürgerlichen Gesellschaft infrage stellt und diese als strukturell zerstörerisch und diskriminierend ablehnt.
Diese Entwicklung wird durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) befördert, die sich als Vertreter der „Zivilgesellschaft“ gerieren. Das ist in einer freien Gesellschaft grundsätzlich nicht zu beanstanden. Zum Problem aber wird es, wenn diese Akteure mit staatlichen Mitteln finanziert werden und den freien Wettbewerb der Ideen und Meinungen verzerren, um ihre politischen Agenden durchzusetzen. Diese Entwicklung wird zugleich durch weite Teile des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) vorangetrieben. Er wird zwar von der Gesamtheit der Gebührenzahler verpflichtend finanziert. Seine zunehmende Einseitigkeit in Themenauswahl und normativen Urteilen ist aber vielfach dokumentiert worden.
Daher muss die öffentliche Finanzierung von NGOs mit politischer Agenda eingestellt werden. Und die Gremien des ÖRR müssen ertüchtigt werden, ihrer Kontrollfunktion effektiv nachzukommen; Strukturreformen müssen dafür sorgen, die Vielfalt der Meinungen zur Geltung zu bringen. Alsbald dürfte auch der Einsatz von KI zu einer objektiven Analyse bezüglich Themenvielfalt und Meinungspluralität möglich sein.
Letztlich kann der illiberale Zeitgeist aber nur von der Gesellschaft selbst abgewehrt werden. Daher müssen bürgerliche Perspektiven beherzt und nachdrücklich in die Öffentlichkeit eingebracht werden, um eine demokratische Auseinandersetzung um kulturelle Deutungshoheit in Deutschland zu führen. Dazu braucht es auf bürgerlicher Seite ...
- ... erstens argumentative Substanz statt Arroganz der (vermeintlichen) Macht oder Defätismus eines vermeintlich unaufhaltsamen Niedergangs;
- ... zweitens das Bewusstsein für die Bedeutung politisch-kultureller Auseinandersetzungen und den Willen, sie zu führen;
- ... sowie drittens ausreichende materielle Ressourcen für Kommunikation und Distribution.
X. Eine positive Zukunftsperspektive
Kein Defätismus und kein Ressentiment, sondern Menschenfreundlichkeit und Optimismus, keine neue Welt, erst recht kein neuer Mensch, aber eine bessere Zukunft, dafür steht das Modell der bürgerlichen Gesellschaft. Sie hat das historisch und global größte Maß an Wohlstand und Freiheit hervorgebracht. Und sie war immer wieder zur Selbstkritik und Selbstkorrektur ihrer eigenen Defizite und Widersprüche bereit und in der Lage. Statt diese Gesellschaft als strukturell zerstörerisch und repressiv zu delegitimieren, muss bürgerliche Politik ein glaubhaftes und erfahrbares, motivierendes und integrierendes Zukunftsversprechen vermitteln: Diese Gesellschaft ist nicht im Niedergang, sondern sie hat alle Voraussetzungen, um Freiheit und Sicherheit, Wohlstand und Gemeinwohl weiter zu mehren und zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen.
Die Voraussetzung dafür liegt im Inneren der westlichen Gesellschaften: in einem Wachstum, über dessen faire Verteilung neu und unideologisch zu diskutieren ist. Der Schlüssel dazu sind neue Technologien, deren Förderung und reflektierte Anwendung ein Kernanliegen bürgerlicher Politik sein muss. Sie setzt einen normativen Rahmen, in dem sich die Kräfte der Gesellschaft entfalten können. Fleiß und Chancen, Innovationskraft, Risikobereitschaft und Selbstverantwortung sind die Grundlagen einer bürgerlichen Politik, die Zukunft im Zeichen von Freiheit und Fairness, Gemeinwohl und Wohlstand für alle ermöglicht. Unser Land droht zu verlieren, was unsere Vorfahren geschaffen haben. Wir haben eine Welt und ihre Zukunft zu gewinnen!
Co-Autoren und Unterzeichner: Russell Berman, Friedrich Breyer, Martin Hagen, Norbert Holtkamp, Peter Michael Huber, Ahmad Mansour, Johannes Marten, Natalie Mekelburger, Harald Mosler, Bernd Raffelhüschen, Wolfgang Reitzle, Frauke Rostalski, Kristina Schröder, Susanne Schröter, Sven Simon, Bernd Stegemann, Daniel Stelter, Linda Teuteberg, Winfried Veil, Knut Walter und Martin Wiesmann.
Dieser Beitrag geht auf die R21-Veranstaltung „Diagnosen für Deutschland: Weckruf für eine bürgerliche Reformagenda“ zurück. Die gesamte Veranstaltung können Sie auf YouTube nachsehen:
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Offensichtlich, denn ansonsten würde ein BK Friedrich Merz seinen Blick aufs Innere richten und nicht übermäßig außenpolitisch aktiv werden. Die Energiepolitik würde überarbeitet werden und nicht einer vollkommen überforderten Wirtschaftsministerin die SMR toll findet aber AKW ablehnt, warum auch immer, funktionieren sie ja nach dem gleichen Prinzip. Und so zieht es sich durch alle Bereiche, die Renten müssen über 133 Milliarden Euro abgesichert werden um ein Niveau zu erreichen, welches man in Teilzeit nicht mit Mindestlohn verdient. Versucht mal im Einzelhandel eine Vollzeitstelle zu bekommen, viel Erfolg!
Und die Verbeamtung, der Parasitismus am Staat nimmt Ausmaße an, sodass ein "Finanzminister" Schulden aufnehmen muss deren Zinsen nicht bezahlt werden können. Ihr müsst den Geldhahn endlich zudrehen, Lindner hat es versucht, Klingbeil versucht es nicht einmal mehr, er resigniert oder hofft auf eine sozialistische weltweite Revolution, bei 16 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung.
Werter Herr, diese Denkfabrik leidet wahrscheinlich unter Demenz.
Stefan: Bei R21 haben sich die klügsten konservativen Köpfe der Republik zusammengefunden. Bezeichnend für den Zustand unseres Landes ist, dass einige von ihnen in dem verkrusteten, im Formalien und Selbstbetrachtung erstarrten Parteiensystem nicht erwünscht sind.
Es wäre gut, wenn sich die CDU wieder auf die von R21 vertreten Position rückbesinnen würde.
Konservativ sein heißt nämlich nicht, jeden vermeintlich progressiven, zeitgeistigen Unsinn mitzumachen, sondern das Bewährte behutsam weiter zu entwickeln, so dass alle mitgehen können. Vor allem sollte man nicht am Fundament der Sozialen Marktwirtschaft rütteln.
Die etatistischen Teile der Union sind nicht frei von sozialistischen Anwandlungen.
Das Ergebnis sehen wir gerade.
Schon 1000 x gelesen. Und Ändert sich etwas dadurch? Nein, denn ihr koaliert mit der SPD, der sozialistischen Partei der Deformation. Diese will eine zweite DDR einrichten, Merkel hat den Weg geebnet und aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen macht ihr dabei mit. Wie kommt ihr darauf das der Rückhalt in der Bevölkerung für dieses Ansinnen groß genug ist? Das wird niemals funktionieren, alle Länder um DE herum lehnen dieses Vorgehen ab. Niemand will mit diesem Handicap antreten, deshalb wandern vor allem gut Ausgebildete aus. Und ihr tut so als ob die Stimmen der von der Realität losgelösten Rentner, die in einer ÖRR Traumwelt leben, wichtig wären.
Ihr müsst endlich die Weichen für die ZUKUNFT stellen und nicht der Vergangenheit nachhänge.
kann man auf einen Nenner bringen, den ich als die "Ver-Uschisierung" der EU bezeichne. Eine Problemaufzählung, die in dieser Personalie ihren traurigen Höhe- und sich immer mehr als Katastrophe für die EU erweisenden Knackpunkt fand. Für alles, was Rödder zu Recht als Hindernisse einer gelingenden Zukunft anprangert- Regulierungswut, Intoleranz, Risiko-Aversion, Micromanagement, die Unfähigkeit Konflikte auszuhalten, und anders als mittels Verboten zu bewältigen, steht diese Frau. Diejenigen , die sie in einem Hintertür-Kuhhandel der übelsten Sorte aus durchaus unehrenhaften Motivationslagen da haben wollten, gehören allein dafür geteert und gefedert. Macron, um Lagarde als Chefin der EZB durchzubringen und Merkel , weil sie als Zonen-sozialisierte Ober-Uschi eh ein Europa will, vor dem es allen graust, die verstanden haben, was Europa groß gemacht hat und wofür es einmal stand.
Warum werde ich heute das Gefühl nicht los, dass sich gerade jetzt die Vertreter der Neid-Debatte „Böser Kapitalismus – Guter
Kommunismus“ bemüßigt fühlen, alle rotbeschilderten Register zu ziehen. Wittern sie – wie immer in der Not der Menschen –
Morgenluft? Das sogenannte Volkseigentum in der – Gott sei Dank – untergegangenen DDR gehörte nicht dem Volk, sondern einer Clique führender Moral-Elite-Kommunisten! Der sogenannte Kommunismus war und ist nichts
anderes als ungebremster Staats-Kapitalismus, bei dem sich eine Horde selbstherrlicher Partei-Funktionäre auf Kosten des Volkes bereichert und es sich in exponierten Machtpositionen wohl
ergehen lässt! Man muss eben doch aus der Geschichte lernen, will man bei sich und der freiheitlichen Demokratie mit sozialer
Marktwirtschaft bleiben.
„… SED-Genossen, die nach viermaliger Umbenennung heute das Etikett DIE LINKE wie eine Monstranz vor sich hertragen, streuten gezielt den Sand des Vergessens in die Augen der Bevölkerung, angereichert mit Geschichtsklitterung. Ein alter Trick der SED-Ideologen, das Volk hinters Licht zu führen, war die Behauptung, dass allein nur die SED für den Frieden ist. Folglich: Wer also gegen das SED-Regime ist, ist nicht für den Frieden! Heute verfängt der neue alte Trick: „Wir sind DIE LINKE“ und wer gegen DIE LINKE ist, ist folglich nicht links! Wieder eine gewiefte, aber letztlich doch durchschaubare und perfide Vereinnahmung aller linken Demokraten...Verbindet sich für die PDS-Genossen mit solchen Methoden der Vereinnahmung auch heute die Hoffnung, von ihren revanchistischen Bemühungen ablenken zu können, um sich erneut an die Macht zu manövrieren? Versuchen sie es nicht auch heute immer und immer wieder mit genau solchen Tricksereien ... ?"
(aus "Als das Rote Meer Grüne Welle hatte")
Das hört sich gut an, ist aber in den Wind gesprochen. Die herrschende politische Linke glaubt an den beständigen politischen Fortschritt zur Verwirklichung ihrer Gesellschaftsutopie. Alle aufgelisteten Fehlentwicklungen sind Folge linker Politik und einer speichelleckerischen Teilnahme der Union. Die Linke kann niemals einen Rückschritt vom Fortschritt zulassen. Sie muss ihre erreichten "Fortschritte" mit allen Mitteln unumkehrbar machen, mit Abbau der Gasnetze, Verbrennerverbot, totalitärer Meinungskontrolle und Infiltration aller gesellschaftlichen Bereiche wie Medien, Gerichte und Kirchen.
Deshalb wird wohl auch in Deutschland irgendwann (nach allen anderen Ländern um uns herum, versteht sich) ein Trump erforderlich sein, um den Verfall zu beenden.
Es steht zu befürchten, dass sich die sozialromantischen Deutschen weiter von den Sirenengesängen von der goldenen Zukunft die Sinne vernebeln lassen. "Gestern standen wir vor dem Abgrund. Heute sind wir einen Schritt weiter."
Was Sie da nochmal richtig gut zusammengefasst haben wurde bereits in unzähligen Artikel hier im Cicero abgehandelt. Wir schreiben uns alle die Finger wund und die meisten von uns wissen das auch was Sie da feststellen, doch interessiert es die Politik nicht. Die machen ihr Ding. Die beschließen mit großem Tamtam irgendetwas und das meiste stellt sich dann im Detail und in der praktischen Umsetzung als Placebo oder nicht durchführbar heraus, weil....
Und wer diese Scheinpolitik kritisiert, im BT durch die AFD auch mal lautstark mit Zwischenruf auf das Lügen- und Blendwerk aufmerksam macht, gilt man als Demokratiefeind. Denkfabrik R 21 - noch nie gehört oder gelesen. Wer ist das, was machen die konkret, wer finanziert und welchen Einfluss haben die? Lese gerade bei Wiki, ein Verein, tragen sich selbst und durch Spenden, parteiübergreifend Politiker und honorige Kritiker der Regierung. Und was können die bewirken? Wenn die Politik nicht mal auf das Volk hört, warum dann auf die?
Fordern wirkl. die Bürger mehr Einschränkungen & Regulierung durch neue Gesetze oder ist es die Regierung (EU & BRD), die mit mehr (ideologischen?) Gesetzen die Freiheiten einschränken will? Statt Leitlinien vorzugeben & Abweichungen zu ahnden, fühlt sich die Regierung zur Regulierung & Überwachung berufen. Viele Medien leisten dabei tatkräftige Unterstützung, statt kritisch zu begleiten.
Der Bürger gibt z. B. Tech.-Konzernen freiwillig Daten. Die Regierung will dies einschränken, wird aber gleichzeitig selbst tw. „übergriffig“ (Petzportale), um ein Bsp. zu nennen. A. Kissler hat bei Servus-TV sinngem. gesagt, ein Staat könne nur funktionieren, wenn sich eine Mehrheit an Gesetze und (kultur.) Konventionen halte. Das wird derz. von der Politik nicht eingefordert. „Liberalität“ & Verfall der Werte incl. der Demokratie sind im Gegensatz zu den verbalen Äußerungen „in“ & zeigen sich am Zustand des öffentl. Raumes.
Politik erfolgt immer weniger bottom-up, sondern mehr top-down.
bzw. Mitunterzeichner*.
Dass Herr Trump seine Sinne durchaus beisammen hat, merkte man an seiner evtl. Auslassung gegenüber Merz, dass eine Aufrüstung Deutschlands nicht immer gut war?
Habe ich das richtig gelesen?
Ich bin sehr dafür, die NATO auch für Zusammenarbeit mit den USA zu nutzen, die jetzige Aufrüstung vor allem aber für eine Abwehrbefähigung Europas.
Ich habe keinen Einfluß und heuchle nicht gerne.
Herr Trump sollte sich bescheiden darauf, seine Rolle von uns aus jenseits des Atlantik zu finden.
Ich würde mich auch nicht dazu hergeben, etwa für US-Interessen GEGEN-über Turk/Arabern, oder Russland, China usw. Wege zu bereiten.
Indien, Israel etc. kann ich natürlich nicht abhalten, auf die USA zu setzen, aber welch intelligente Europäer* liefern sich denn freiwillig aus?
Ich mag alle Menschen, MICH AUCH.
Okay, das nur am Rande
Ich weiß nicht, wie oft ich diese Zustandsbeschreibungen in den letzten drei Jahren gelesen habe. Geschehen ist nichts. Es fehlt die politische Kraft, der Mut, der Wille zu strukturellen Reformen.
Der unfassbare Schuldenhaushalt kleistert die Bruchlinien der Regierung vorläufig zu, das schreckliche Erwachen wird kommen, wenn das Strohfeuer der Subventionen ohne Effekt erloschen sein wird.
Warum wurde in dem Artikel nicht aufgeführt, dass wir alle, wirklich alle Zukunftstechnologien, in denen wir führend waren, aufgegeben haben? Angefangen von Kerntechnologie, Bio- und Gentechnologie, Chemie, Pharmazie und IT. Zu Tode reguliert, stranguliert. In den USA freut man sich über die Möglichkeiten der KI, in Deutschland und der EU denkt man über Regulierung nach.
Das alles vor dem Hintergrund eine zunehmen schlecht ausgebildeten Bevölkerung.
Das wird nichts mehr, und das ist kein Defätismus, das ist die Realität.
Links ist eben nicht vorbei. Wir werden eher Venezuela als USA.
Alles pures Wunschdenken. Die meisten aufgeführten Themen sind bekannt, werden wieder und wieder aufgeschrieben… Aber vergebens! Die Beteiligten bei R21 sind bekannte, intelligente Menschen. Nur leider erreichen auch sie nichts bei unseren Politikbetonköpfen.
Die gehen stur ihren Weg bei den wichtigsten Themen Wirtschaft, Migration, Klima, Islamismus. Alles bleibt beim Alten bis zum Niedergang unseres Landes! Der Countdown läuft… 🥺🥺