Pro-Gaza-Protest an der Harvard-Universität, Mai 2024 / picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ben Curtis

Trump gegen Elite-Unis - Der Kulturkampf erledigt sich nicht von selbst

Donald Trumps Drohung, Elite-Universitäten Fördermittel zu entziehen, wenn sie nicht gegen Antisemitismus und Cancel Culture vorgehen, richtet sich nicht gegen die Wissenschaftsfreiheit – sie soll sie im Gegenteil wiederherstellen.

Autoreninfo

Ingo Way ist Chef vom Dienst bei Cicero Online.

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Pro-palästinensische Studenten demolieren im April einen Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität. Vor einem Jahr wurde der jüdische Student Lahav Shapira von einem muslimischen Kommilitonen an der Freien Universität Berlin brutal zusammengeschlagen – vorausgegangen war dem eine regelrechte Hasskampagne anti-israelischer Aktivisten gegen Shapira; die Universität weigerte sich, den Täter zu exmatrikulieren. Im Mai vergangenen Jahres bedrohten studentische Aktivisten, wiederum an der FU Berlin, jüdische Kommilitonen und skandierten Hamas-Parolen; in der Folge solidarisierten sich etwa 1000 Hochschuldozenten mit den Randalierern und verteidigten deren Recht auf Protest. 

Nur einige Beispiele für den antisemitischen Hass, der nicht nur in Deutschland, sondern überall auf dem Globus seit dem 7. Oktober 2023 durch die akademische Welt schwappt – offen artikuliert von aktivistischen Studenten, geduldet von den Universitätsleitungen, applaudiert von einem nicht unerheblichen Teil des Lehrkörpers. Anlass für den Hass ist nicht etwa der Gaza-Krieg, sondern das Massaker der Hamas vom 7. Oktober selbst – denn an jenem Tag erwiesen sich Juden als verwundbar. Und nichts bringt Antisemiten so sehr in Wallung wie jüdische Schwäche und Verwundbarkeit, wie bei einem Haifisch, der Blut leckt. Und der heftigste Antisemitismus jenseits von direkt islamistischen Milieus artikulierte sich im Kultur- und eben im Wissenschaftsbetrieb.

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Walter Bühler | Mi., 30. April 2025 - 11:53

Diese bekannte deutsche Parole von 1967 war auch bei uns nie so ganz richtig, denn Universitäten gab es in Deutschland erst seit dem Hochmittelalter.

Da waren allerdings Amtstrachten durchaus üblich, wie auch später, als 1634 Harvard gegründet wurde.
Ob nun 1000 oder 400 Jahre, man sieht auf dem aktuellen Bild aus Harvard viele junge Menschen in rot-schwarzen Talaren und den Flachdeckelhüten, den mortarboards, unter denen man einen klugen Kopf (Master, Bachelor, ...) erwarten sollte.

Aber wie man im Bilde sieht: Unter manchem Flachdeckelhut steckt keineswegs immer ein kluger Kopf.

Manchmal bedeckt und verschönt er auch nur den Muff von 1000 Jahren, wie Antisemitismus und Islamismus.

Christa Wallau | Mi., 30. April 2025 - 11:55

anderen Medien so dargestellt, als wolle Trump die Meinungsfreiheit an den Universitäten einschränken. In Wahrheit will er sie bloß wiederherstellen!
Es ist genau so, wie im Artikel beschrieben:
Die links-woke EINSEITIGKEIT, die inzwischen an den meisten US-amerikanischen Unis herrscht,
soll durch Entziehung von Fördergeldern für links-woke Lehrveranstaltungen abgeschafft werden.
Dies kann jeder vernünftige Mensch nur begrüßen.
Und jeder ernsthafte und echte Wissenschaftler wird sich darüber freuen.

Markus Michaelis | Mi., 30. April 2025 - 14:32

das ist ja auch ok. Es sollten nur alle Seiten akzeptieren, dass dem so ist, und nicht der Anmaßung verfallen, dass man selber für die eigentliche Wahrheit spräche und für die eigentliche Menschheit.

Menschen und Gesellschaften haben immer ein Weltbild, dass sich um mehr oder weniger konstruierte Begriffe dreht, die in einer gesellschaftlich eingeübten Weise angewendet werden. Das ist ok, geht auch nicht anders. Man sollte nur nicht so tun, als hätte man jetzt die Geschichte hinter sich gelassen, weil man für universelle Menschenrechte eintritt, im Selbstbild also die allerletzte Wahrheit, der sich alle beugen müssen.

Den Seiltanz, dass dann ja jeder mit allem kommen könnte, wenn nichts mehr gilt, den sollten alle annehmen - und ihre Mischung aus konservativ und "aktualisierter Wahrheit" finden.

Harvard hatte die Tanzfläche verlassen, ich habe aber wenig Zweifel, dass auch Trump nicht vorhat zu tanzen, was es Harvard am Ende leichter machen könnte, als erhofft.

Gerhard Fiedler | Mi., 30. April 2025 - 16:14

was Sie da schreiben, lieber Herr Way und liebe Frau Wallau!
Wer z. B. zum "menschengemachten" Klimawandel stets mit dem Argument "99 % der Wissenschaftler ...................." kommt, will dazu nur jegliche Diskussion abwürgen, so wie dies unsere grünen Sektierer praktizieren. Sie wissen offensichtlich gar nicht, was Wissenschaft bedeutet. Die lebt schließlich von Theorie, Hypothese, Widerspruch, Zweifel, Unvollständigkeit und Irrtum. Das ist ihr Wesen. Leider ist sie dabei von Fördergeldern und auch von Karrieren abhängig. Und so sagt sie häufig das, was derzeit die rotgrüne Politk hören will. Wissenschaftler, die da nicht mitspielen, droht Ausgrenzung, Ächtung, Ablehnung ihrer Publikationen und Gefährdung ihrer beruflichen Existenz. Damit wird die Wissenschaft ihrer Freiheit beraubt.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 30. April 2025 - 18:40

Das haben sie richtig niedergeschrieben Herr Way. Danke für die offenen und klaren Worte. Ja, es geht um die Wiederherstellung der Wissenschaftsfreiheit genauso ist es. Und wo bekommt man sie alle? Richtig. Beim Geld. Er hat nicht Kritik an Israel verboten, sondern Antisemitismus in Reinster Form, wenn Menschen den Juden das Existenzrecht absprechen wollen. Genauso wenig, wie man Palästinensern das Lebensrecht absprechen darf. Und wer das dennoch tut, kann vom Staat, von Steuermitteln nicht finanziert werden. Ich hoffe, das setzt sich auch bei uns in Deutschland durch. Und wer seine eigene Kultur, die sicher kritisch betrachtet und diskutiert werden kann und darf, einfach mit Falschbehauptungen und Uminterpretation versucht abzuschaffen, dem muss auch klar die Grenzen aufgezeigt werden. Auch hier hat außer der AFD leider die meisten in der UNION nicht mehr den Mut, für Kultur einzutreten. Leider unterwirft man sich dem links-grünen Ideologieschwachsinn. Aber das wird sich noch rächen.

Wolfgang Borchardt | Do., 1. Mai 2025 - 09:24

Und dann: nichts. So geht Demokratie an Feigheit und Oppurtunismus zugrunde - nicht die "unsere" von Links-Grün, aber die grundgesetzliche. Klare Anordnungen, die auch durchgesetzt werden, kommen in diesem Land nur noch von Finanzämter und Parkverbotsüberwachern. Da ist Herr Trump eine Erfrischung - mindestens für die, die das Vertrauen in Politik, Rechtsstaat und Demokratie verloren haben.