Literaturen im Januar / dpa

Literaturen im Januar - Sie nahm sich die Freiheit

Angela Merkels Memoiren sind kein Lesevergnügen. Lesen sollte man sie trotzdem – als zeitgeschichtliches Dokument. Am besten gemeinsam mit Klaus-Rüdiger Mais kritischer Biografie.

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Wer die Memoiren mächtiger Menschen liest, erhofft sich Einblick in das Innere der Macht. Doch den bietet Angela Merkels „Freiheit“ nur im banalen Sinne des Wortes, wenn sie etwa über die Einrichtung des Kanzleramts berichtet („Ich hatte mir schon vorher Gedanken über eine Umstellung der Möbel gemacht“).

Die Ex-Kanzlerin bedient gemeinsam mit ihrer Co-Autorin und Büroleiterin Beate Baumann durchaus die Neugier. Aber die wirklich interessanten Fragen des politischen Voyeurs lässt sie komplett unbeantwortet. Etwa wie sie es im Jahr 2000 schaffte, CDU-Vorsitzende zu werden, nachdem „sich am Abend des 25. Februar 2000 im Lübecker Ratskeller eine kleine Gruppe führender Unionspolitiker … getroffen und angeblich darüber gesprochen hatte, den sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf zum Übergangsvorsitzenden der CDU wählen zu lassen“. Statt ihre erfolgreiche Gegenoffensive zu erklären, schreibt sie dazu nur Sätze wie: „Als dieses Treffen öffentlich wurde, ermunterte mich die Basis der Partei – so empfand ich es – erst recht, für das Amt der CDU-Vorsitzenden zu kandidieren.“ Und: „Ich stürzte mich ins Getümmel.“ An anderer Stelle: „Die Funktionsträger der Partei waren über meinen FAZ-Artikel gespalten, die Parteibasis überwiegend erleichtert gewesen. Es wurden Stimmen laut, dass ich Parteivorsitzende werden sollte.“ Wie dieses Getümmel, also der eigentliche Machtkampf, ablief, behält sie für sich.

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