
- Die Methode Feldman
Die Schriftstellerin Deborah Feldman wirft dem Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“, Philipp Peyman Engel, vor, sein Judesein nur vorzutäuschen. Eine leicht zu widerlegende Äußerung. Was treibt Feldman zu dieser Rufmordkampagne?
Eine Zeitlang war Deborah Feldman aus kaum einer deutschen Talkshow zum Thema Gazakrieg wegzudenken. Die amerikanisch-deutsche Schriftstellerin, die 2012 mit ihrem autobiografischen Roman „Unorthodox“ über ihren Ausstieg aus der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer in New York bekannt geworden war, war in zahlreichen TV-Diskussionsrunden die „authentische jüdische Stimme“, die dort erzählen durfte, dass man den Terror der Hamas vom 7. Oktober 2023 im „Kontext“ sehen müsse, dass Deutschland sich nicht länger an die Seite Israels stellen solle und dass man in Deutschland Israel nicht kritisieren dürfe. Kurz, alles, was ein bestimmtes deutsches Publikum aus jüdischem Munde gerne hört – und was für die übergroße Mehrheit der Juden in Deutschland eben nicht repräsentativ ist.
In letzter Zeit wurden die Talkshow-Einladungen aber seltener. Spätestens, als sie bei Markus Lanz im Juli 2024 behauptete, die Polizei in der Bundesrepublik sei von Rechtsextremisten unterwandert, und gegen die deutsche Erinnerungskultur wetterte, muss man in den Redaktionen gemerkt haben, mit welcher loose cannon man es hier zu tun hat, und Feldmans Bildschirmpräsenz nahm deutlich ab.
Den plötzlichen Aufmerksamkeitsentzug muss sie schlecht verkraftet haben, denn seither versucht sie, sich auf andere Weise wieder ins öffentliche Gespräch zu bringen. Ihr Lieblingshobby: mehr oder weniger prominenten Juden, die eine etwas andere Meinung zu Israel und Gaza haben als Feldman, ihr Judentum abzusprechen. Diese seien allesamt „Fake-Juden“, die ihre Biographie gefälscht hätten; und überhaupt seien die meisten Mitglieder jüdischer Gemeinden in Deutschland überhaupt keine richtigen Juden, da sie entweder Konvertiten seien oder aus Ländern der früheren Sowjetunion stammten (wo es in Feldmans Augen offenbar keine Juden gab). Die Autorin Mirna Funk (siehe Porträt in der aktuellen Cicero-Printausgabe) ließ Feldman per einstweiliger Verfügung entsprechende Äußerungen über ihre Person untersagen. Weitere ihrer Opfer, denen sie ihr Jüdischsein absprach, weil ihr deren politische Haltung nicht passte: Hanna Veiler, die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), die Publizistin Sarah Cohen-Fantl, der Pianist Igor Levit oder die ehemalige JSUD-Vorsitzende Anna Staroselski.
Überall nur „Fake-Juden“
Feldmans neuestes Zielobjekt: der Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen, Philipp Peyman Engel. Der in Witten geborene Journalist, dessen Familie aus dem Iran nach Deutschland eingewandert war, sei in Wirklichkeit gar nicht jüdisch, vielmehr sei seine iranische Mutter keine Jüdin, sondern Anhängerin der im Iran verfolgten Bahai-Religion – er selbst folglich auch kein Jude. Erfahren haben will Feldman das von Verwandten Engels, die sie allerdings namentlich nicht nennt. Und schreiben tut sie das nicht nur auf X, sondern auch in der ersten Nummer der von dem Berliner Zeitung-Verleger Jörg Friedrich verantworteten Neuausgabe der traditionsreichen Weltbühne – in einem Text, der dann auch noch mal in der Berliner Zeitung veröffentlicht wurde.
„Dieses Verhalten ist für mich nicht mehr nachvollziehbar und zeigt, dass Deborah Feldman eine Rufmordkampagne gegen mich betreibt, die niemand mehr ernst nehmen kann“, sagt Philipp Engel gegenüber Cicero. „Meine Mutter ist nach jüdisch orthodoxem Verständnis durch Geburt zweifelsfrei jüdisch. Ich bin nach jüdisch orthodoxem Verständnis durch Geburt ebenfalls zweifelsfrei jüdisch. Das hatte ich übrigens auch Frau Feldman vor Veröffentlichung so mitgeteilt.“ Engel weiter: „Es ist nicht das erste Mal, dass Frau Feldman solch eine Kampagne mit unwahren Unterstellungen gegen eine jüdische Person betreibt, die eine andere Meinung als sie vertritt und die sie kritisch hinterfragt. Entsetzt bin ich, dass ihr der Berliner Verlag dafür eine Bühne bietet.“
Aber was hat es nun mit der behaupteten Bahai-Connection auf sich? Die Eltern seiner Mutter, führt Engel aus, seien „nach jüdisch orthodoxem Verständnis durch Geburt zweifelsfrei jüdisch gewesen, auch wenn sie infolge der antisemitischen Anfeindungen im Iran zur Bahai-Religion übergetreten sind; nach jüdischem Religionsrecht sind sie trotzdem zeitlebens jüdisch geblieben.“ Seine Mutter habe die Bahai-Religion immer abgelehnt und sich als das begriffen, was sie auch nach jüdischem Religionsrecht immer schon gewesen sei: als Jüdin. Über sich selbst sagt Engel: „Die Bahai-Religion spielt keine Rolle in meinem Leben – und sie hat es auch noch nie.“
In der Tat bestätigen sowohl die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland, die Conference of European Rabbis als auch die Israelitische Cultusgemeinde Zürich (deren Mitglied Engel neben der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ist) in Dokumenten, die Cicero vorliegen, dass sowohl Peyman Engel als auch seine Mutter zweifelsfrei von Geburt an jüdisch sind. Auch der Zentralrat der Juden, der die Jüdische Allgemeine herausgibt, stellt sich „zu 100 Prozent hinter Philipp Peyman Engel“.
Vom religiösen Antizionismus zum Postkolonialismus
Deborah Feldman sagt also nachweislich die Unwahrheit. Warum tut sie das? Man könnte Geltungssucht und Neid unterstellen, auch hat sie es in der Vergangenheit mit der Wahrheit wohl nicht immer ganz genau genommen, so auch schon in ihrem autobiographischen Buch „Unorthodox“. Worum es ihr aber vor allem geht, schreibt sie in ihrem Weltbühne-Artikel: Philipp Peyman Engel, so Feldman, vertrete Positionen, die „rechts, rassistisch und blind pro-israelisch“ seien; die Jüdische Allgemeine mache „Schlagzeilen mit entmenschlichenden Aussagen über Muslime, arabisch- oder türkischstämmige Menschen“ – so stellt es sich für Feldman dar, wenn die Jüdische Allgemeine über den Terror der Hamas oder über muslimischen Antisemitismus in Deutschland berichtet.
Es ist also Engels politische Haltung, die Feldman nicht passt. Und weil für sie nur israelkritische Juden richtige Juden sind, kann Engel eben per definitionem kein Jude sein. So ganz kann Deborah Feldman das Denken ihres früheren ultraorthodoxen Umfelds, von dem sie sich doch so voll und ganz losgesagt haben will, wohl nicht hinter sich lassen: Die Satmarer Chassiden lehnen aus religiösen Gründen den Staat Israel ab; nur der Messias habe das Recht, einen jüdischen Staat zu gründen. Diesen religiös begründeten Antizionismus übersetzt Feldman nun ins Säkulare, in die Sprache des links-woken Postkolonialismus. Und dieser Ideologie ist es bekanntlich egal, ob etwas der Wahrheit entspricht oder nicht – Hauptsache, es nützt den „Unterdrückten“.
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ist beileibe nichts Neues.
Wie in vielen anderen Volksgemeinschaften
gibt es unter Juden viele Streithansel und Rechthaber.
Daher wundere ich mich nicht über diesen speziellen offenen Streit zwischen Deborah Feldman und Philipp Peyman Engel.
Uns Deutschen sollte diese Auseinandersetzung wenig interessieren.
Wir müssen selbst eine eindeutige Haltung haben gegenüber Israel und auch zur Lage in Gaza.
Ein guter Freund hält treu zu einem Menschen, wenn dieser offensichtlich falsch bzw. kriminell handelt. Er wird ihn aber gleichzeitig unmißverständlich darauf hinweisen, daß er sein Tun mißbilligt und ihn auffordern, damit aufzuhören.
Genau so sollte Deutschland mit Israel und allen Juden umgehen.
Uns Deutsche sollte diese Auseinandersetzung nicht interessieren?
Beide Personen sind Deutsche! Und der Streit wird in Deutschland ausgetragen. In dem Deutschland wo der Antisemitismus, der Judenhass und die "notwendige Israelkritik unter Freunden" massiv zunimmt.
In dem Deutschland, wo eine Frau Feldmann vom ÖRR mit klammheimlicher Freude gepampert wurde, weil man wusste, dass es gegen Israel und Juden geht.
Leider geht Deutschland und Deutsche schon lange unreflektiert gegen Israel und Juden vor, leider auch die von einer Deutschen geleiteten EU-Kommission.
sind Deutsche, sondern inzwischen Millionen anderer, die sich v.a. zum Islam, zum Buddhismus, zum Hinduismus u. anderen Religionen bekennen.
Dies ist ein Faktum - ob man es gut findet oder nicht.
Das heißt aber auch, daß wir in Deutschland eine vernünftige u. k l a r e Position gegenüber allen Fragen des Glaubens/der Ideologien annehmen müssen, so wir denn wollen, daß es in unserem Lande friedlich zugehen soll.
Natürlich hätten wir besser nicht so viele Muslime ins Land lassen sollen, aber dies ist nun mal nicht mehr rückgängig zu machen (außer mit Gewalt).
Die deutsche Regierung muß m. E. vor allem jedem Menschen im Lande eindeutig klar machen, daß sie keinerlei Auseinandersetzungen ideologisch-religiöser Art auf den Straßen duldet - Demonstrationsrecht hin oder her. Dies muß auch für den gesamten öffentl. Raum gelten, z. B. unbedingt in allen Schulen.
Keine Einmischung in den Privatsektor des Einzelnen - aber striktes Vorgehen gegen jeglichen weltanschaulichen Radikalismus!
der Streit geht uns nichts an und er ist eigentlich völlig belanglos, meiner Meinung nach nicht einmal erwähnenswert. Eine Krähe hackt der anderen ein Auge aus, so what!
Zu Israel teile ich Ihre Auffassung nur teilweise, Kritik am Vorgehen Israels im Gaza-Streifen ist richtig und wichtig, denn Israel hat das Maß der Selbstverteidigung längst weit überschritten.
„Freunde“ sind wir aber nicht, und wir waren es nie, wir sind Mittel zum Zweck, nicht anders als z.B. bei den Franzosen. Unser Geld ist immer willkommen, ansonsten interessiert man sich nicht für uns. Auch sehe ich nicht, daß wir eine (besondere) Verantwortung für den Staat Israel haben, zumindest keine die über die Verantwortung hinaus geht, die wir für jeden anderen Staat haben.
Warum muss Philipp Peyman Engel denn nun dieser Frau Feldman nachweisen, dass er nach wessen Definition oder Verständnis auch immer Jude ist? Sind wir schon wieder an dem Punkt angelangt, dass wir unsere Abstammung beweisen und staatlich beglaubigen lassen müssen? Ich dachte es sei Konsens, dass das in Deutschland der Vergangenheit angehören sollte.
Jude wird man im Judentum mit der Geburt von einer jüdischen Mutter oder durch Konversion. Ersteres hat nichts mit Rassismus zu tun.
Im Berufsleben habe ich schon von Disputen zwischen türkisch- und arabischstämmigen Muslimen gehört, die sich wechselseitig vorwarfen, gar keine Muslime zu sein. Ich selbst habe schon von evangelikaler oder katholischer Seite gehört, dass ich eigentlich kein Christ sei, wobei der Grund mE. ehrliche Besorgnis um mein Seelenheil war.
Das sind mE. alles zulässige Meinungsäusserungen in einer freien Gesellschaft, solange sie nicht beleidigend oder verleumderisch im Sinne der Strafgesetzgebung sind. Die beste Strategie ist mE, mit solchen Meinungsäusserung konziliant umzugehen, um nicht per Streisand-Effekt einen Skandal zu nähren.
Namen ein, wie Zelensky, Soros, Zuckerberg, Larry Fink, Michel Friedman. Diese Leute dürfen nicht kritisiert werden, da sie ja (vorgeblich) Juden sind. Sind sie tatsächlich gläubige Juden oder verleiht es ihnen lediglich Immunität gegenüber jeder Kritik? Schließlich wird jeder, der diese Leute negativ konnotiert, als Antisemit gebrandmarkt. Gläubige Juden, die den Import von Millionen Judenhassern forcieren (z.B. Soros open society), Michel Friedman, der die AfD, die die unkontrollierte Einwanderung von Muslimen und vor der Gefahr der Islamisierung Europas warnt, aggressiv angeht und diese beschimpft? Ein Herr Schuster (ZdJ), der wie seine Vorgängerin, Frau Knobloch, ebenfalls die AfD bekämpfen möchte, weil der Zentralrat der Juden mit Steuergeldern unterstützt wird. Das ist dann ähnlich der CDU, die vorgibt Christlich zu sein und daraus immer noch ihren Honig saugt. Dabei steht das C wohl eher für Chamäleon oder besser - für den Türkischen Halbmond.
daß man Juden anders behandelt als den Rest der Bevölkerung befremdlich, für sie gelten die selben Regeln, Freiheiten, Pflichten etc. wie für jeden anderen Bewohner dieses Landes auch. Die positive Diskriminierung ist es doch, die sehr häufig ein bzw. der Grund für Ressentiments gegenüber Juden ist.
Die Kritik zu den von Ihnen genannten Personen unterschreibe ich, es ist schwer nachvollziehbar, warum Juden gegen die AfD kämpfen, obwohl es nur die AfD ist, die den Massenimport von (antisemitischen) Muslimen stoppen will. Die objektiv größte Gefahr für das Judentum in Deutschalnd geht von den Grünen und ihrem ÖRR aus! Das Argument „Antisemitismus“ kann es auch nicht sein, denn dieser ist auf Seiten der Linken deutlich ausgeprägter als bei der konservativen AfD.
innerhalb des Judentums freundlich gelöst werden kann.
Ich möchte nur eine winzige Überlegung berichten, die ich mir als Aussenstehende bzgl. des Zionismus machte.
Hintergrund war sowohl meine große Bewunderung für die Dichterin Else Lasker-Schüler, wie auch Heinrich Heine.
Ich sage es kurz und knapp:
Ich habe überlegt, ob Theodor Herzl der versprochene Messias war.
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass Entwicklungen erst über die Zeit sichtbar werden.
Die furchtbare Rolle des 3. Reiches, aber auch insgesamt die Entwicklung des Antisemitismus in Europa und anderswo seien nur erwähnt.
Eine großartige Idee des Zusammenwachsens in Deutschland ist Frau Priens Vorschlag eines obligatorischen KZ-"Besuches" während der Schulzeit.
Nun ist der Vorname Theodor wohl kein hebräischer, aber er heisst doch "Gott schenkt" oder "Gottesgeschenk"?
Nun habe ich es gesagt und es ist ja von aussen gesprochen...
Unabhängig davon ist m.E. jüdisches Leben auf der Welt nicht gescheitert.
Möge es gedeihen
Was treibt diese Frau Feldman da eigentlich? Ist ihr Verhalten und ihre Sichtweise nicht antisemitisch? Sie entscheidet also wer was ist? Entscheidend ist doch, welchen Glauben Menschen am Ende des Tages leben. Und wieder wird ein Konflikt in unserem Land ausgefochten, der eigentlich nicht hier her gehört, aber doch seinen Platz hier haben muss, weil eben diese Menschen in Deutschland leben und Deutsche sind. Man kann und muss und soll sich auch mit dem Judentum kritisch auseinandersetzen. Aber das ein Jude einem anderen das Jude sein abspricht, nur weil der eine andere Meinung vertritt, dem sollten wir energisch entgegentreten. Niemand hat das Recht anderen das Sein abzusprechen.