Sejm
Ministerpräsident Donald Tusk vor dem Unterhaus, 11.06.2025 / picture alliance/dpa/PAP | Rafal Guz

Polen: Vertrauensfrage im Sejm - Donald Tusk stabilisiert seine Mehrheit

Die polnische Gesellschaft ist völlig gespalten. Regierungschef Donald Tusk hat mit der Vertrauensfrage immerhin gezeigt, dass er den Rückhalt seiner Regierungskoalition besitzt, obwohl der Regierungskandidat bei den Präsidentschaftswahlen knapp scheiterte.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Seit Tagen beherrscht nur ein Thema die meisten polnischen Medien: der Krach zwischen Fußballstar Robert Lewandowski und Michał Probierz, dem Trainer der Fußballnationalmannschaft. Dass Premierminister Donald Tusk an diesem Mittwoch im Sejm die Vertrauensfrage stellte und mit einer klaren Mehrheit für sein Risiko belohnt wurde, schien offenkundig für einen Großteil seiner Landsleute nur ein zweit- oder gar drittrangiges Thema zu sein. 

Dabei sind die Parallelen zwischen beiden Ereignissen offensichtlich: Die polnische Gesellschaft ist völlig gespalten. So wie der ehemalige Fußballhooligan Karol Nawrocki, der Kandidat der Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) unter Jarosław Kaczyński, die Präsidentschaftswahlen am 2. Juni denkbar knapp mit 50,89 Prozent für sich entschieden hat, halten sich auch in der Kontroverse um die Nationalmannschaft, die gerade auf bestem Weg ist, in der Qualifikation zur kommenden Weltmeisterschaft zu scheitern, die Stimmen pro und contra Lewandowski die Waage. Seine Kritiker werfen ihm vor, durch herabsetzende Äußerungen über Mitspieler Spannungen in der Nationalelf hervorgerufen zu haben, die eine der Hauptursache für ihre permanente Erfolglosigkeit seien. 

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Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 12. Juni 2025 - 09:11

persönlich Herrn Tusk für eine Art "polnische Merkel" halte.
Damit meinte ich nicht!, dass Herr Tusk etwa das politische Geschäft der Deutschen betreibe.
Ich weiss immer noch nicht, wofür Merkel eigentlich steht, vermute aber, dass sie sich überschätzt, mehr noch, als dass sie überschätzt würde.
Die Kombination ist mir in der Politik nicht "geheuer".
Mir persönlich würden dazu Berlusconi, Erdogan und Netanjahu sofort einfallen, ff. zudem Hillary Clinton, Madleine Albright, ff.
Alle ziemlich erfolgreiche Politiker*.
Übrigens nicht Kissinger, der seine Loyalität zu Deutschland, politische Klarsicht und Freundschaft mit Helmut Schmidt noch im höchsten Alter gezeigt hat.
RIP
Meine Unterscheidung findet sich wahrscheinlich nicht in den Geschichtsbüchern.
Ich würde Polen nicht gerne militärisch abhängig von den USA sehen, selbstbewußt in der EU, wenn nicht führend und der Gründung eines Staates der Prussen zugetan.
Warum die Anführungsstriche?
Formulierungen sind auch der Kürze geschuldet...