Deutscher Filmpreis
Karoline Herfurth beim Deutschen Filmpreis 2025 / picture alliance / Eventpress Fuhr | Eventpress Fuhr

Deutscher Filmpreis - Reden wir über Freiheit!

Während der Verleihung des Deutschen Filmpreises wurde viel über Freiheit gesprochen. Dabei hatten viele aus der Branche wohl nur die eigene Freiheit im Sinn. Die Freiheit des anderen wird derweil als Bedrohung empfunden. Gerade auch in der Kulturszene.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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„Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“, hatte Joseph Maria Olbrich mit goldenen Lettern über das „heilig und keusche“ Gebäude der Wiener Secession schreiben lassen. Es war das Jahr 1897. Mit der Eröffnung des strahlend weißen Ausstellungsgebäudes am Wiener Karlsplatz hatte die Moderne endlich ein eigenes Haus bekommen. Einen Steinwurf von der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz entfernt symbolisierte der von dem Kunstkritiker Ludwig Helvesi geprägte Satz über dem Eingang der neuen Secessionshauses die Innovationskraft und die formale Offenheit der Wiener Moderne. Ein bewusster Affront gegenüber dem altbackenen Akademiestil, wie er drüben, in der 300 Jahre zuvor gegründeten Kunstakademie, gepflegt wurde, wie auch gegenüber dem konservativen Künstlerhaus, aus dem viele Künstler des Fin de siècle zuvor ausgetreten waren.

Helvesis Satz wurde zum Wahlspruch der Secessionen auf der ganzen Welt. Die Kunst sollte frei sein. In Wien, Berlin oder in Prag. Wobei damals vermutlich noch nicht jene Freiheit gemeint war, wie sie der österreichische Staat nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Artikel 17 seiner Bundesverfassung zusicherte und wie sie in Deutschland durch Artikel 5 Grundgesetz garantiert ist. Kunstfreiheit war eben noch nicht ein gesetzlich zugebilligtes Grundrecht zum Schutz künstlerischer Ausdrucksformen. Sie drückte vielmehr den Wunsch aus, Kunst endlich Kunst sein lassen zu dürfen. Keinem Zweck unterworden und keiner Ideologie steuerpflichtig. Schönheit um der Schönheit Willen – und vor allem frei von allen höheren Zielen.

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Markus Michaelis | Di., 13. Mai 2025 - 17:49

Ich glaube, es geht gar nicht speziell um die Freiheit. Freiheit ist nur ein Begriff in einer langen Kette wie Menschenrechte, Demokratie, Freiheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Rechtsstaat usw., die alle zusammen gedacht werden, die als widerspruchsfrei gedacht werden und zusammen sowas wie "das Richtige" beschreiben sollen.

Interessant wird es da, wo Menschen unter diesen Begriffen verschiedene (oft nicht zusammenpassende) Dinge verstehen, diesen Begriffen andere Prios geben, andere Begriffe dazubringen. Auch sehr interessant sind die Punkte, wo Rechtsstaat, Menschenrechte oder Demokratie gegenseitig im Widerspruch stehen können (neben den inneren Widersprüchen der Begriffe).

Ja, man kann alles relativieren, akademisieren und totreden. Aber ich glaube, hier ist es eher so, dass die Gesellschaft etwas orientierungs- und hilflos durch die Vielfalt und Widersprüche treibt und hofft, dass sich doch bitte alle Menschen zu denselben Begriffsketten bekennen.

Black Night | Di., 13. Mai 2025 - 18:01

Wie passt das als Beispiel zusammen? Ihr Leitspruch lautet: "Kauft nichts bei Juden ein". Das ist einfach nur noch Ekelhaft!!!

2019 als antisemitische Organisation vom Bundestag festgestellt. 2023 waren noch 2 Leiter von Bundesministerien, wohl weislich in dieser Organisation.

Nennt das die Kulturszene "Freiheit"? Ich persönlich werde diesen Verdacht heute nicht los, sowie auch dieser Bericht trefflich darauf hinweist. Die derzeitige Kulturbranche gibt größtenteils ein absolut jämmerliches Bild ab. Wie weit sind wir nur abgerutscht hier in Deutschland bzw. Europa?

Walter Bühler | Mi., 14. Mai 2025 - 09:04

Unsere deutsche kulturelle Prominenz, wie man sie so aus den Medien kennt, wird in dieser Fotografie meisterhaft eingefangen - vorausgesetzt, das Bild ist keine raffinierte Fälschung.

Man sieht jedenfalls die jämmerliche und spießige Geschmacklosigkeit à la Glööckler & Schönenberger.

Die protzig aufgemotzte Geschmacklosigkeit, die man da zu sehen bekommt, ist typisch für die deutschen TV-Prominenz, sowohl ästhetisch als auch intellektuell und auch moralisch: Ballermann & Dschungelcamp lassen grüßen.

So sehen sich Menschen, die den Anspruch erheben, die kulturelle Elite unseress Landes oder gar der Welt zu sein.

Es ist aus dieser Sicht kein Wunder, dass in einem solchen "kulturellen" Biotop eine ideologische Bewegung wie der BDS prächtig prächtig blühen und gedeihen kann.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 14. Mai 2025 - 10:02

Wenn die selbst dran sind, wenn die selbst mal was sagen, was diese woken Spinner nicht wollen, wenn diejenigen, die jetzt noch für ihre eigene Freiheit andere gern ausgrenzen wollen, selbst mal dran sind, werden sie merken, was da gerade passiert. Da ist es für sie aber zu spät. Sie sollten sich nur mal umschauen, was man mit Promis wie Hallervorden, Gruber usw. gerade versucht. Da wird dem ein oder anderen auch noch blühen. Und wenn er/sie nur im falschen Film mitspielt.

Andreas Peters | Mi., 14. Mai 2025 - 10:34

unsere künstlerischen Freigeister. Ein Kunstbetrieb, der sich wirtschaftlich nicht trägt und daher immer nach öffentlichem Geld ruft. Damit wird dannKunst gemacht, für die sich kaum Leute erwärmen können. Alle unverstanden, diese Genies. Das schweißt zusammen. Und dann rufen sie trotzig "Freiheit", meinen aber eigentlch Gleichheit. Gleiches Denken für alle, gleiche Gedanken, gleiche Ideen, gleiche Ansichten. Ist das Kunst oder kann das weg? Kann sich jeder selbst beantworten.