
- Der Schrebergarten als letzte Bastion des Kleinbürgertums
Das soziale Patchwork Berlins hat schroffe Nähte und ergibt als Ganzes keinen Sinn. Gemeinsamkeit ist bestenfalls erzwungen. Doch es gibt sie noch, die letzten Bastionen des geordneten Kleinbürgertums: in den Schrebergärten abseits der großen Gesellschaftsbühnen.
Der höchste Begriff spätkapitalistischer Konsumkultur ist noch immer das KaDeWe in Berlin-Schöneberg. Wie ein Meteorit aus einer unbekümmerten und hedonistischen Galaxie nimmt es gleich einen ganzen Häuserblock in Westberliner Bestlage ein. Bescheidenheit ist anderswo zuhause. 60.000 Quadratmeter für Dinge und Dienstleistungen, die niemand braucht und daher völlig überflüssig sind. Allein schon diese Tatsache hat etwas überwältigend Absurdes. Hier könnten, großzügig gerechnet, über tausend Familien komfortabel in ihren subventionierten Wohnwaben leben oder sämtliche Obdachlose Osteuropas eine Notunterkunft finden. Liebe Bundesbauministerin Hubertz, denken Sie bei Ihrer nächsten Shoppingtour einmal darüber nach!
Die Wursthände der Provinztölpel
Unsere westliche Lebensweise: Wir arbeiten oder lassen es andere tun, um uns anschließend Dinge zu kaufen, die wir niemals benötigen. Das KaDeWe ist ein sakraler Großraum, dessen Glaubenssatz sich auf die schlichte Formel bringen lässt, „je teurer, desto besser“. Die autosuggestive Variante hierzu lautet, „je mehr ich mir leisten kann, desto mehr bin ich wert“. Als Geschäfts- und Wirtschaftsmodell funktioniert dieses Mantra menschlicher Eitelkeit wunderbar. Die Verachtung des Pöbels, der sich – schmerbäuchig, schwitzend und unbehaglich – vor allem an Wochenenden in die heiligen Hallen verirrt, ist hier schon eingepreist. In der Profanierung der fragilen Designerstücke durch die Wursthände der Provinztölpel wird die Erlesenheit des eigenen, überlegenen Geschmacksurteils erst offenkundig. Das ist der einsame und sterile Höhepunkt des Luxusgefühls. Wer soziale Kälte an ihrem Gefrierpunkt erleben will, muss sich in die Welt des Überflusses begeben.
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Berlin hat 97 völlig unterschiedliche Ortsteile, wird aber ständig auf Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Neukölln reduziert. Schade, denn es gäbe viel zu entdecken. Aber es gilt weiterhin die musikalische Frage von Udo Jürgens aus dem Jahre 1983: "Warum ist der Weg so weit von Berlin nach Berlin ?" Den
Gang durchˋs KaDeWe kann man sich auf der Suche getrost sparen.
Aw, thank you so much for your gracious welcome
But, uh, warm as it is, it will not deter me from my appointed task
Which is to take Manhattan, and then, Berlin
And many other cities, and do with them as I wish
They sentenced me to 20 years of boredom
For trying to change the system from within
I′m coming now, I'm coming to reward them
First, we take Manhattan, then, we take Berlin.
Ich kenne das Gefühl nur aus Hamburg. kam vom Lande und hatte mindestens ein Jahr nur auf Wände geschaut. Mein Schlafzimmer zierte eine nackte Glühbirne und ein Plakat auf dem ein Proletarier auf ein Hakenkreuz gefesselt war, Ich lebte am Hans Albers Platz 1 und hatte das Fenster offen. Von draußen riefen betrunkene Huren nach der Polizei und nach der Normalität. Gegen 5:30 brannte mir die Sicherung durch und ich verließ fluchtartig das Gebäude mit dem Giftweizen auf der Treppe um der Rattenplage Herr zu werden. Ich brauchte Natur und bin dann nach Schöndorf gezogen. Links ein Wald, in der Mitte ein See ...
Von allem etwas, von nichts was gescheites. Oder doch? Ich war mal dort, habe es mir angeschaut. Schon Jahre her. Hat es mir wirklich gefallen? Nein. Aber ich habe auch nun wirklich nichts alles gesehen. Und lese oder sehe ich etwas über Berlin im Fernsehen ist es 90% chaotische Zustände, ein Failed State. und nicht nur wegen der Bundesregierung, auch der Senat taugt nichts. Und dennoch dürften echte Berliner auch manch liebenswertes kennen. Nur wir Auswärtigen bekommen es häufig nicht mit.