
- Der unerträgliche Judenhass an meiner amerikanischen Universität
Pro-palästinensische Gruppen stürmen am 7. Mai erneut die Butler-Bibliothek und legen den Campus der Columbia-Universität lahm. Franziska Sittig, selbst ehemalige Studentin an der Eliteuniversität in New York, schreibt über anderthalb Jahre studentischen Terror und im Stich gelassene Juden.
Die Medien sind in den letzten Jahren daran gescheitert, ein Bild der jungen Generation zu zeichnen, das mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Wir möchten die Debatte über die Generation Z daher nicht länger identitätspolitisch motivierten Redaktionen überlassen. Denn junge Menschen bewegt mehr als Fridays for Future, Body Shaming und Black Lives Matter.
Die Cicero-Jugend-Serie „Contra Woke“ möchte all jenen jungen Menschen eine Stimme geben, die dem vorherrschenden woken Zeitgeist nicht entsprechen, aber gehört werden müssen, um die echte Lebensrealität und die wahren Sorgen der jungen Generation zu verstehen. Sie möchten selbst einen Artikel einreichen? Gerne, schreiben Sie uns hierfür eine Mail an: [email protected].
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„No Jews, no news“, wie es der jüdische Influencer Zach Sage Fox in seinen Video-Formaten immer ausdrückt. Und in der Tat, es können noch so schreckliche Massaker an Alawiten und Christen in Syrien verübt werden, noch so viele Menschen im Sudan sterben, noch so viele Frauen im Iran brutal unterdrückt und inhaftiert werden. All das interessiert Studenten an Amerikas Elite-Unis nicht, da keine Juden involviert sind. Bibliotheken werden nur dann gestürmt, Universitätseigentum nur dann vandalisiert, und Fenster werden nur dann eingeschlagen, wenn es um die palästinensische Sache geht. Weil Israel und Juden involviert sind.
So geht das nun schon seit eineinhalb Jahren in Harvard, Yale, Princeton und nicht zuletzt an meiner Alma Mater Columbia University. Phasenweise einigermaßen Ruhe, dann wieder der nächste Protest und „Zionisten raus hier“. Columbia ist ein äußerst interessanter Fall, hat es doch nicht nur eine lange Protestgeschichte – man schaue sich 1968 an, als die Hamilton Hall schon damals tagelang von Studenten besetzt und das Unterrichtsgeschehen lahmgelegt wurde –, sondern auch eine lange Geschichte des Judenhasses.
1933 lud der damalige Universitätspräsident Nicholas Butler den Botschafter des Dritten Reichs ein und sandte wiederum einen eigenen Abgeordneten zum 550. Jubiläum der damals nazifizierten Universität Heidelberg im Jahr 1936. Dem vorausgegangen war die Judenquote seit 1919 an der Columbia, um das „Hebrew Problem“ zu lösen, das mit einer Reduzierung von vormals 53 Prozent auf 23 Prozent Juden auch ziemlich effektiv „gelöst“ wurde. Die Judenquote an der Columbia stagniert an diesem Punkt bis heute, und auch der latente Judenhass ist nicht weggegangen.
Bücher und Barrikaden
Am 7. Mai, fast genau ein Jahr nach der prominenten Besetzung von Columbias Hamilton Hall, die weltweit Schlagzeilen auslöste, sind die Protestler zurück. Sie waren nie ganz weg gewesen, doch die Stürmung der Butler-Bibliothek durch maskierte und Kufiya tragende Demonstranten markierte ein neues Tief in Columbias Versuchen, Antisemitismus zu bekämpfen.
Die 900 Studenten, die sich in der Bibliothek befanden, hatten gerade noch eifrig für ihre Klausuren gelernt, einige hätten an diesem Nachmittag Klausuren oder Online-Tests gehabt, an denen sie nun spontan nicht teilnehmen konnten, denn das Sicherheitsteam der Universität handelte beherzt und evakuierte die Studenten umgehend. Am Protest unbeteiligte Studenten mussten ihre Laptops, Taschenrechner und sonstigen Utensilien zurücklassen, die sie dringend für Klausuren und Klausurvorbereitungen benötigten.

Die Protestierenden selbst durften die Bibliothek nur verlassen, wenn sie den Public-Safety-Angestellten ihren Ausweis zeigten – was natürlich den wenigsten von ihnen gefiel, denn so mussten sie ja ihre Identität preisgeben. Geschwind drehten die Kufiya-Studenten den Diskurs um und beschuldigten Sicherheitsangestellte und das später einschreitende Team des New York Police Departments, „brutale Gewalt“ gegen Studierende einzusetzen.
Zwar meldete der Instagram-Account der „Columbia Palestine Solidarity Coalition“, dass einige Studenten ins Krankenhaus gebracht worden seien – das jedoch war eine Folge ihrer Weigerung, den unautorisierten Protest zu beenden und andere nicht zu gefährden. Wer dagegen völlig schuldlos hospitalisiert wurde, waren zwei Sicherheitsangestellte, die von einer sich in die Bibliothek drängenden Menschenmenge überrannt wurden.
„Wir sind das schon gewohnt“, meint eine jüdische Studentin zu mir, „wir waren schon mal in der Bibliothek eingesperrt, während draußen Pro-Hamas-Demonstranten herumliefen.“ Viele Maskierte seien ihr in den Tagen davor bereits aufgefallen – trotz der Forderung der US-Regierung, dass Maskentragen an Columbia verboten sei, wenn die Universität nicht 400 Millionen Dollar an staatlicher Unterstützung verlieren wolle.
Unter den rund 80 Verhafteten befanden sich bekannte Gesichter: Die Studentin Johanna King-Slutzky, mutmaßlich beteiligt an der Besetzung der Hamilton Hall vor einem Jahr, forderte damals in einer viralen Pressekonferenz „humanitäre Hilfe“ für freiwillig verbarrikadierte Demonstranten, die Mensen und Cafés lahmlegten. Kurioserweise unterrichtete sie im folgenden Semester als Teaching Assistant „Contemporary Western Civilization“ – ausgerechnet in der Hamilton Hall.
Symmes Cannon und Hannah Puelle wurden im März dieses Jahres schon verhaftet und von Columbia suspendiert, nachdem sie sich einem Mob angeschlossen hatten, der im März die Millstein-Bibliothek des Barnard College stürmte und mit der Polizei zusammenstieß. Es ist unklar, ob ihre Suspendierungen noch in Kraft sind, aber offenbar hinderte sie das nicht daran, den Campus und die Bibliothek erneut zu stürmen.
Wie Elitestudenten den Terror romantisieren
Auch Marianne Almero, eine kürzlich graduierte Columbia-Studentin, und Samarra Sankar vom Barnard College wurden bereits nach der Hamilton-Besetzung im letzten Frühjahr verhaftet. Almero war Praktikantin im „Urban Indigenous Collective“, wo sie sich laut Eigenaussage „für soziale Gerechtigkeit, die Entkolonialisierung von Bildung, Klimafragen, das Inhaftierungs- und Polizeisystem sowie den Zugang zu Gesundheitsversorgung“ einsetzte.
Weitere unter den Verhafteten: die 18-jährige Tochter der Schauspielerin Maggie Gyllenhaal und eine Studentin, die sich selbst als „behinderte Pilzsammlerin“ identifiziert. Ihre Begründung: „Pilze passen zur Behindertengerechtigkeit – sie gedeihen durch Nichtkonformität.“

Studenten wie diese, engagiert für „soziale Gerechtigkeit“ und „gegen Brutalität“, forderten die Umbenennung der Butler-Bibliothek in „Bassel Al-Araj Popular University“. Al-Araj war ein mutmaßlicher palästinensischer Terrorist, der getötet wurde, nachdem er bei einem Verhaftungsangriff im Jahr 2017 auf israelische Sicherheitskräfte geschossen hatte.
Studenten wie diese, eingeschrieben in Studiengängen wie „Human Rights” oder „Social Work”, hängten in der Butler Library „Free Palestine“- und „Glory to our Martyrs“-Plakate auf, besprühten Wände mit Graffiti („Columbia will burn 4 the Martyrs“) und händigten Infomaterial aus, das die Gewalttaten der Hamas feiert und rechtfertigt. Sie stiegen auf Tische und Stühle, sangen die üblichen Slogans, darunter „We will honor our Martyrs“ (sprich Hamas) und das in Deutschland in Teilen verbotene „From the River to the Sea, Palestine will be free”.
Und Ivy-League-Studenten wie diese – die rund 90.000 Dollar pro Jahr für ihr Studium zahlen – blockierten anschließend den Broadway rund um die Columbia University und riefen bis spätabends „Columbia will burn“ den NYPD-Polizisten ins Gesicht, die sich, genau wie vor einem Jahr, um die Universität herum als Schutzgarde aufgestellt hatten.
Eine vernetzte Bewegung
Beim Herumlaufen vor der Bibliothek und am Broadway fällt mir auf, wie viele Menschen sich ohne Nachdenken in die Sprechchöre einreihen. Lethargisch, einfältig, aber mörderisch sind die Rufe, die sie da gedankenlos von sich geben. Ich sage „gedankenlos“, weil ich Menschen nichts Böses unterstellen möchte. Doch einem Freund von mir mit Davidstern-Kette wird das Gespräch verweigert, „mit Leuten wie dir rede ich nicht”. Fotos anderer jüdischer Freunde landen auf den Instagram-Accounts pro-palästinensischer Gruppen – mit vollem Namen veröffentlicht und als „böse Zionisten“ angeprangert.
In der Zwischenzeit spreche ich – genau wie vor einem Jahr – mit amerikanischen und internationalen Medien. Ich versuche verzweifelt, vor der Kamera klarzumachen, dass es sich nicht um organische Studentenproteste handelt, sondern um lang geplante und von außen gesteuerte Prozesse. Wir wissen zum Beispiel, dass „American Muslims for Palestine“, eine NGO mit Verbindungen zur Hamas, die Gruppe „Students for Justice in Palestine“ organisatorisch und finanziell unterstützt. Weitere teilnehmende Gruppen wie „Jewish Voice for Peace“ oder „Columbia Apartheid Divest“ erhalten über Umwege Unterstützung von linksgerichteten, teils sozialistischen und mit der chinesischen KP verbundenen Organisationen. Andere Geldflüsse kommen mutmaßlich aus Qatar und anderen autoritären Regimes.

Was wir an Amerikas Universitäten erleben – und ganz besonders an meiner eigenen, der Columbia University –, ist kein spontaner Protest. Es ist keine idealistische Revolte von Studenten, die sich für Gerechtigkeit einsetzen. Es ist eine orchestrierte Bewegung, radikalisiert durch Ideologie und durchzogen von Antisemitismus. Man kann die Tatsache der Terrorismusbefürwortung nicht mehr schönreden, spätestens nach eineinhalb Jahren an Terror, die wir durchlebt haben.
Seit dem Beginn meines Studiums im September 2023 – nur vier Wochen vor dem Hamas-Massaker am 7. Oktober und den darauf folgenden Protesten auf dem Campus – habe ich kein einziges normales Semester erlebt. Für mich war der Ausnahmezustand von Anfang an der Normalzustand. Die Universität, von der ich geträumt hatte, existierte nur in Broschüren.
In dieser Zeit hat sich gezeigt, wie tief die ideologische Radikalisierung reicht – und wie allein jüdische Studenten oft damit gelassen wurden.
Eineinhalb Jahre nach der intellektuellen und teils physischen Übernahme der Columbia University kann ich als Alumna nur sagen: Noch nie war es für mich einfacher, Gut von Schlecht zu unterscheiden – und offenbar war es für andere noch nie schwieriger.
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Der unerträgliche Judenhass an deutschen Universitäten ist uns viel näher!
Wer kümmert sich z.B. in Berlin darum?
"Er wurde Anfang Februar 2024 in Berlin auf der Straße schwer verletzt und krankenhausreif geschlagen - wohl weil Lahav Shapira als Jude an der Universität Stellung im Nahostkonflikt bezog. Eine mutmaßlich antisemitische Attacke. In einigen Wochen, am 8. April, steht vor dem Amtsgericht Tiergarten der Beginn des Prozesses gegen den ... Täter (23) an, einen früheren Kommilitonen Shapiras. Der Angriff auf Shapira war wohl der dramatischste mutmaßlich antisemitisch motivierte Vorfall in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023. Nach dem Terror-Angriff von Hamas-Kämpfern waren israelische Soldaten in den Gaza-Streifen einmarschiert. Seit dem Israel-Hamas-Krieg beklagen jüdische Studierende ein Klima der Angst an deutschen Hochschulen. Sie fühlen sich alleingelassen, fürchten Übergriffe und Einschüchterungen."
(DW - Deutsche Welle)
Damit hier endlich mal Schicht im Schacht ist. Das gleiche muss auch in Europa passieren. So kann & darf es nicht mehr weitergehen.
Die letzte Koalition hier in Deutschland, hat in diesem Punkt komplett versagt. Geht´s noch? Die sollten sich sowas von schämen & zukünftig Ihre Klappe halten.
BK Merz greifen Sie hier bei diesem Thema mehr als durch. So kann es nicht mehr weitergehen!!!!
Das Problem existiert seit 1948, als die noch junge UNO es versäumte, ihren Teilungsbeschluss energisch durchzusetzen. Wäre damals wohl noch möglich gewesen. Inzwischen dürfte es kaum noch zu lösen sein. Wie auf anderen Politikfeldern hat man in der Nahostfrage einer lautstarken Linken im Westen die Diskurshoheit überlassen. Von Politikern der "Mitte" ("demokratisch" schenke ich mir bewusst) wurde sie entweder beschwiegen oder oder mit ständig wiederkehrenden Phrasen abgetan. In der Konsequenz hat man sich auf diese Weise an der Aggressivität Israels, das sich zunehmend auf sich selbst gestellt sieht, mitschuldig gemacht. Mich beeindrucken die falschen Krokodilstränen ob der geschundenen Palästinenser nicht. Allein deshalb nicht, weil die dafür Verantwortlichen weniger denn je in der Lage sind, diesen Vorgängen an unseren Universitäten im angeblich freien Westen Einhalt zu gebieten. Auf dem rechten Auge sieht man scharf, auf dem linken ist man blind.
hat Recht, wenn er diesen privaten Eliteunis die Mittel streicht. Lauter Orchideen-Studienfächer.
Es ist doch wie bei uns auch nur eine Minderheit. Was macht die Mehrheit der Studenten? Warum gehen die nicht auf die Barrikaden? Was hört man von denen? Warum treten die nicht in einen Streik? Aha. Man reiht sich lethargisch ein. Na dann ist man wohl dafür und unterstützt diese Art von Protest. Kritik an Israel ja, an dessen Politik ja, aber mit Gewalt und das ein Volk dem anderen die Existenz absprechen will, NEIN. Mal sehen was Trump bewirkt? Obwohl. Auch wenn der gegensteuert, müssen die Menschen auch mitmachen. Tun sie das? Das links-grüne-woke Virus hat sich stark verbreitet. Bringt da Biontech mit einem neuen Impfstoff Abhilfe? Ich höre Ihren Aufschrei, ich kann ihn nachvollziehen, nur ändern? Das können nur die Amis selber.